Als erstes Bundesland hat Bayern vor 55 Jahren im Februar 1962 die öffentliche, freiwillige und kostenlose Schutzimpfung gegen Kinderlähmung (Polio) gestartet. Darauf hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml am Freitag hingewiesen. Huml betonte: "In den 50er und 60er Jahren hatte Deutschland eine der höchsten Polio-Raten in ganz Europa. Mit Einführung der Polio-Schluckimpfung begann in Bayern eine Erfolgsgeschichte im Kampf gegen die Virus-Erkrankung."
Ab Februar 1962 bot Bayern nach einer entsprechenden Gesetzesregelung flächendeckend öffentliche Schluckimpfungen gegen die Kinderlähmung an. Die Impfungen waren kostenlos und auf freiwilliger Basis für alle Bürgerinnen und Bürger im Alter von 6 Monaten (später 3 Monaten) bis 40 Jahren sowie für Kontaktpersonen vorgesehen. Die Impfkampagnen wurden vor allem in Kindergärten, Schulen und öffentlichen Impfstellen – meist in Turnhallen – durch die Gesundheitsämter durchgeführt.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1962 erfolgte dann in allen Bundesländern die Einführung der Polio-Schluckimpfung unter dem Motto "Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam". Die Impf-Kampagne zeigte eine schnelle Wirkung: 1962 erkrankten laut Paul-Ehrlich-Institut deutschlandweit nur etwa 290 Menschen – ein Jahr zuvor waren es noch mehr als 4600. In Bayern erkrankten 1962 nur 61 Menschen. Im Jahr 1961 gab es 460 Fälle.
Die Ministerin unterstrich: "Heute sind in Bayern mehr als 95 Prozent der Schulanfänger gegen Kinderlähmung geimpft. Das ist sehr erfreulich. Dennoch müssen wir bei diesem ernsten Thema weiter am Ball bleiben."
Huml ergänzte: "Auch heute ist die Kinderlähmung noch nicht weltweit besiegt. Zwar trat in Deutschland der letzte einheimische Erkrankungsfall durch ein Polio-Wildvirus 1990 auf, das ist aber kein Grund zur Entwarnung. Das Virus ist heute noch in Pakistan und Afghanistan endemisch; zudem kommt es auch in Afrika zu importierten Erkrankungen und Ausbrüchen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass jeder einen vollständigen Impfschutz gegen diese hochansteckende Krankheit besitzt."
Kinderlähmung ist eine Virus-Erkrankung, die zu dauerhaften Lähmungen führen kann. Bei einem schweren Verlauf kann auch die Atemmuskulatur betroffen sein. Die Erkrankung verläuft dann tödlich.
