Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach stärkt die datenbasierte und personalisierte Medizin bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gerlach betonte am Mittwoch in München: „Unser Leuchtturmprojekt ‚DigiMed Bayern‘, das die Nutzung von Gesundheitsdaten im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich verbessern soll, wird bis Ende 2027 mit weiteren rund drei Millionen Euro gefördert und ausgebaut. Die Gesamtförderung beträgt damit über 27 Millionen Euro. Mit den Erkenntnissen aus dem Projekt soll die Anzahl von dramatischen Verläufen als Folge von Herzinfarkten und Schlaganfällen nachhaltig gesenkt werden – in Bayern, Deutschland, Europa und weltweit.“
Gerlach fügte hinzu: „Digitalisierung in der Medizin trägt wesentlich dazu bei, Patientinnen und Patienten eine individuellere, verbesserte Versorgung zu bieten. Das Projekt ‚DigiMed Bayern‘ leistet dazu seit dem Beginn im Jahr 2018 einen großartigen Beitrag. Mit dem weiteren Ausbau kommt die Spitzenforschung in Bayern auf dem Gebiet der personalisierten Medizin weiter mit großen Schritten voran.“
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume betonte: „Daten teilen, Menschen heilen: Medizinische Daten sind der Schlüssel zu direkt auf den Patienten abgestimmter Diagnostik und Therapie und entscheidende Grundlage für medizinische Spitzenforschung. Unsere eigene bayerische Gesundheitsdaten-Cloud und ihr weiterer Ausbau sind Blaupause für eine sichere Dateninfrastruktur in der Medizin. Herzlichen Dank an unsere bayerischen Spitzenforschungseinrichtungen, die sich hier mit ihrem herausragenden Know-how einbringen.“
Dem Projektteam von „DigiMed Bayern – Pilotprojekt zur P4 Medizin in Bayern“ stehen weltweit führende Gewebedatenbanken zur Verfügung, die umfangreich analysiert und ausgewertet werden. Die Daten ermöglichen Rückschlüsse auf den individuellen Krankheitsverlauf bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Ansatzpunkte für personalisierte therapeutische Strategien – insbesondere am Beispiel der Atherosklerose, also bei Ablagerungen in den Arterien. Die Atherosklerose ist die Ursache einer Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, der häufigsten Todesursache in Bayern.
Im Rahmen des bisherigen Projekts wurde am Leibnitz-Rechenzentrum unter anderem eine hochsichere und nachhaltige Cloud für Gesundheitsdaten aufgebaut, die mit der verlängerten Förderung weiterentwickelt und ausgebaut wird – zur „DigiMed Bayern Secure Cloud 2.0“. Diese Cloud wird ein wesentlicher Bestandteil der „Bavarian Cloud for Health Research“ (BCHR), die Gesundheitsdaten in Bayern für Forschung und Innovation verfügbar macht und dadurch den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Bayern stärkt. Bei der Weiterentwicklung wird unter anderem eine Partnerschaft mit Finnland angestrebt: Finnland ist bei der Entwicklung des Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS) führend.
Gerlach erläuterte: „Daten sind vor allem für die Forschung und zukünftige individuelle Diagnostik- und Therapieverfahren von enormer Bedeutung. Mit unserer verlängerten Förderung werden wir bayerischen Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zur bestmöglichen personalisierten Medizin auf Basis aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse ermöglichen.“
Neben dem Deutschen Herzzentrum wird das Projekt von weiteren hochkarätigen Akteuren unterstützt. Dies sind das Helmholtz Zentrum München, die Technische Universität München, die Ludwig-Maximilians-Universität München, das Klinikum der Technischen Universität München, das Klinikum der Universität München, das Max-Planck-Institut für Biochemie und das Leibniz-Rechenzentrum München.
Im Zuge von „DigiMed Bayern“ wurde unter anderem die HerzFit-App entwickelt, die dabei unterstützt, die eigene Herzgesundheit digital und individuell zu prüfen und zu fördern. Bestimmte Faktoren wie Blutdruck, Herzfrequenz, LDL-Cholesterin, Gewicht und Langzeitblutzucker können darin ganz einfach erfasst werden. Die Nutzerinnen und Nutzer können mögliche Risikofaktoren durch eine tagesaktuelle Darstellung jederzeit im Blick behalten.
Darüber hinaus können in der HerzFit-App persönliche Ziele definiert werden, um sich zu motivieren. Zudem enthält die App praktische und fachlich fundierte Tipps zu gesunder Ernährung, Rauchstopp, Stressbewältigung und mehr Bewegung. In Form von Texten, Videos und Podcasts versorgt die App Nutzerinnen und Nutzer mit vielen Informationen rund um das Thema Herzgesundheit.
Nach heutigen Schätzungen können durch individuelle Lebensstilveränderungen bis zu 80 Prozent der kardiovaskulären Erkrankungen verhindert werden. Die App ermöglicht den Nutzerinnen und Nutzern daneben auch, anonymisiert ihre Daten für eine spätere wissenschaftliche Nutzung zur Verfügung zu stellen.