Presse­mitteilung

Huml verleiht Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis – Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin zeichnet drei innovative Projekte aus München, Regensburg und Erlangen aus

Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml hat am Dienstagabend in München den Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis verliehen. Ausgezeichnet wurden herausragende Projekte aus München, Regensburg und Erlangen.

Huml betonte: "Mein Ziel ist es, die medizinische und pflegerische Versorgung der Menschen in Bayern weiter zu verbessern. Dafür brauchen wir auch innovative Projekte und den Einfallsreichtum der Menschen in Bayern. Der Bayerische Gesundheits- und Pflegepreis steht für die Innovationen und Kreativität unserer Gesellschaft, um zukunftsgerechte Entwicklungen in den Bereichen Gesundheit und Pflege zum Wohle der Menschen anzustoßen. Insgesamt gab es dieses Mal 170 Nominierungen aus allen Landesteilen Bayerns."

Die Ministerin fügte hinzu: "Alle Nominierungen spiegeln die große Vielfalt wider, die für Verbesserungen in Gesundheit und Pflege möglich ist. Dabei handelt es sich um Projekte, die das Leben vieler Menschen einfacher machen. Wir wollen dafür sorgen, dass diese Ideen auch bei den Bürgern ankommen und zur Nachahmung und Weiterentwicklung anregen."

Einer der drei Preisträger ist das Projekt "Kleine Helden brauchen große Herzen –  Pflegerisch begleitete Auszeiten für Familien mit chronisch kranken oder behinderten Kindern" des gleichnamigen Vereins aus München. Die Familien bekommen bei einem Aufenthalt auf dem Irmengardhof der Björn-Schulz-Stiftung am Chiemsee eine Auszeit von ihrem schweren Alltag. Während dieser Zeit werden die kranken Kinder von fachkompetenten Kinderkrankenschwestern, weitestgehend aus der Hauner‘schen Kinderklinik, bis zu neun Stunden am Tag pflegerisch versorgt. Auch in der Nacht steht immer eine Pflegekraft für Notfälle zur Verfügung.

Huml betonte: "Mit individuellen Programmen für Eltern, Geschwister und kranke Kinder und durch gemeinsame Erlebnisse stärkt 'Kleine Helden' den Familienzusammenhalt und schafft für alle Beteiligten schöne Erinnerungen – auch über den Tod des Kindes hinaus. Die Familien können sich mit anderen Betroffenen austauschen, Sorgen und Ängste der Krankheit oder Behinderung verarbeiten sowie neue Energie und Kraft für den oft schweren Alltag gewinnen."

Darüber hinaus wurde der Kreisverband Regensburg des Bayerischen Roten Kreuzes für seine "Arbeitszeitadaptierte Tagespflege für Senioren" in Neutraubling ausgezeichnet. Für bis zu 60 Pflegebedürftige bietet diese Tagespflege in der Oberpfalz eine Betreuung an, die sich an den wechselnden Arbeitszeiten von deren Angehörigen orientiert, die in den umliegenden Firmen häufig im Schichtdienst arbeiten. Dabei befindet sich diese Tagespflege in unmittelbarer Nähe zu den Betrieben. Außerdem können Kunden der umliegenden Einzelhandelsbetriebe ihre pflegebedürftigen Angehörigen während ihres Einkaufs dort betreuen lassen. Das Angebot stößt in der Region auf sehr große Resonanz: Die Tagespflege ist zu 97 Prozent ausgelastet.

Die Ministerin erläuterte: "Mit dem Projekt 'Arbeitszeitadaptierte Tagespflege für Senioren' hat das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Regensburg, etwas geschaffen, das uns allen einleuchtet und das es trotzdem so gut wie gar nicht gibt: Sie bieten Tagespflege zu den Zeiten an, zu denen sie gebraucht wird. Mit Ihrem Angebot haben Sie offene Türen eingerannt: Die Tagespflege Neutraubling ist zu 97 Prozent ausgelastet." Sie fügte hinzu: "Wenn wir von einer Flexibilisierung der Arbeitswelt sprechen, ist meistens nur die Flexibilisierung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gemeint. Das BRK Regensburg hat diesen Gedanken konsequent weiter gedacht und ein hochattraktives Angebot insbesondere für Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen geschaffen."

Der dritte Preisträger ist das  Projekt "Voice-Weaning – Vertraute Stimmen im Weaningprozess"  am Universitätsklinikum Erlangen. Dabei wurde untersucht, ob sich die kontrollierte oder künstliche Beatmungszeit von neurologischen Patienten mit Hilfe des Vorspielens vertrauter Stimmen von Angehörigen verkürzen lässt. Auf Intensivstationen kann es ein langwieriger Prozess sein, Patienten von der künstlichen Beatmung zu entwöhnen. In der Medizin nennen wir das "Weaning" (= Entwöhnen). Mit diesem System des "Voice-Weaning" gelang es dem Team, bestehend aus einem Fachkrankenpfleger und zwei Fachkrankenschwestern für Anästhesie und Intensivmedizin, die kontrollierte Beatmungszeit der Patienten um etwa ein Drittel zu reduzieren. Jetzt soll dieses "Voice-Weaning" als Standardverfahren zur Entwöhnung bei Beatmungspatienten  etabliert werden.

Huml lobte: "Mit der Auszeichnung des Projektes 'Voice-Weaning – Vertraute Stimmen im Weaningprozess' der Neurointensivstationen des Universitätsklinikums Erlangen würdigen wir den überaus innovativen Ansatz. Durch das Vorspielen von aufgezeichneten Angehörigenstimmen gelingt es Ihnen, den sonst so langwierigen Entwöhnungsprozess von neurologischen Patienten um bis zu ein Drittel zu verkürzen! Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt war das positive Echo der Angehörigen: Endlich konnten sie aktiv zum Genesungsprozess ihrer kranken Familienmitglieder beitragen. Die Ergebnisse dieses Projekts waren so ermutigend, dass das 'Voice-Weaning' als Standardverfahren zur Entwöhnung etabliert werden soll. Ich wünsche den Verantwortlichen dabei viel Erfolg!"

Die Ministerin unterstrich: "Der Bayerische Gesundheits- und Pflegepreis ist die höchste staatliche Auszeichnung in diesem Bereich. Wir brauchen auch künftig kreative Ideen und Konzepte, um gesundheitliche und pflegerische Angebote zum Wohle aller gut zu organisieren. Das kann die Politik aber nicht alleine schaffen. Dafür brauchen wir auch die Innovationskraft der Menschen in Bayern."

30 Projekte der insgesamt 170 Nominierungen für den Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis kamen in die Endauswahl (siehe www.gp-preis.bayern.de). Daraus wählte eine unabhängige Fachjury unter Vorsitz des Präsidenten der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Gerald Quitterer, drei gleichwertige Preisträger aus. Sie erhalten einen Betrag in Höhe von jeweils 7.500 Euro.

 

Weitere Informationen zu den Preisträgern:

  • "Kleine Helden brauchen große Herzen –  Pflegerisch begleitete Auszeiten für Familien mit chronisch kranken oder behinderten Kindern", Frau Andrea Riedmann und Frau Anette Hrdlitschka, Vorstände des Vereins und der Stiftung, München:

Gegründet wurde der Verein Kleine Helden im Jahr 2001 von Kinderkrankenschwestern der Hauner`schen Kinderklinik und deren Freunden in München. Das Projekt "Kleine Helden brauchen große Herzen – Pflegerisch begleitete Auszeiten für Familien mit chronisch kranken oder behinderten Kindern" möchte den Familien in unbeschwerter Umgebung eine Auszeit von ihrem schweren Alltag schenken. Es soll die Möglichkeit eröffnen, durch individuelle Programme für Eltern, Geschwister sowie kranke Kinder und durch gemeinsame Erlebnisse den Familienzusammenhalt zu stärken, schöne Erinnerungen, auch über den Tod des Kindes hinaus, mitzugeben sowie die Gelegenheit bieten, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, Sorgen und Ängste der Krankheit oder Behinderung zu verarbeiten sowie neue Energie und Kraft für den oft schweren Alltag zu gewinnen.

Drei bis vier Familien können an einem Aufenthalt von 8 bis 10 Tagen auf dem Irmengardhof der Björn-Schulz-Stiftung am Chiemsee teilnehmen. Während dieser Zeit werden die kranken Kinder von fachkompetenten Kinderkrankenschwestern, weitestgehend aus der Hauner‘schen Kinderklinik, bis zu neun Stunden am Tag pflegerisch versorgt. Auch in der Nacht steht immer eine Pflegekraft für Notfälle zur Verfügung. Da die meisten der "kleinen Helden" auf die Nähe zu einer Spezialklinik angewiesen sind, besteht ein direkter Kontakt zur Hauner`schen Kinderklinik sowie zum Kinderpalliativteam München, das in allen Situationen zur Seite steht.

 

  • „Arbeitszeitadaptierte Tagespflege für Senioren“,  Herr Karl-Heinz Grathwohl, Leiter Ambulante Pflege und Tagespflegen,  Bayerisches Rotes Kreuz Tagespflege Neutraubling, Regensburg:

Das Bayerische Rote Kreuz Tagespflege Neutraubling in Regensburg unterstützt mit dem Projekt "Arbeitszeitadaptierte Tagespflege für Senioren" berufstätige pflegende Angehörige in räumlicher Nähe zu ihrem Arbeitsplatz mit dynamischer Anlehnung an die wechselnden Arbeitszeiten im Schichtbetrieb der umliegenden Betrieben des Einzelhandels bzw. der Produktionsstätten.

Die Tagespflege Neutraubling liegt inmitten eines Gewerbeparks und Produktionsgebiets. Durch die zeitlich angepasste Belegung können sowohl schichtarbeitende Arbeitnehmer als auch Kunden des Einzelhandels ihre pflegebedürftigen Angehörigen während ihrer Beschäftigung oder ihres Einkaufs durch die Tagespflege Neutraubling versorgen lassen. Sie bietet Platz für bis zu 60 Personen. Durch die Nähe zum Arbeitsplatz kann der Arbeitsweg mit dem Hol- und Bring-Weg zur und von der Tagespflege verknüpft werden, ohne dass hierzu ein gesonderter Fahrdienst zwingend erforderlich ist. Die Tagespflege hat am 1. Juli 2017 eröffnet und ist zu 97 Prozent ausgelastet.

 

  • "Voice-Weaning – Vertraute Stimmen im Weaningprozess", Herr Tobias Heckelsmüller, Frau Lisa Dietmar und Frau Jana Ruppel, Neurointensivstationen, Universitätsklinikum Erlangen:

Mit dem Projekt "Voice-Weaning – Vertraute Stimmen im Weaningprozess" untersuchten der Fachkrankenpfleger und die zwei Fachkrankenschwestern für Anästhesie und Intensivmedizin der Neurointensivstationen am Universitätsklinikum Erlangen, ob sich durch aufgezeichnete Angehörigenstimmen, die dem neuro-logischen Patienten über Kopfhörer vorgespielt werden, die kontrollierte beziehungsweise künstliche Beatmungszeit verkürzen lässt. Der Erstversuch fand im Sommer 2016 statt. Es folgte eine Studie ab Januar 2019 mit höherer Patientenzahl und erweitertem Studiendesign.

Auf Intensivstationen kann es ein langwieriger Prozess sein, Patienten von der künstlichen Beatmung zu entwöhnen. In der Medizin wird das "Weaning" (=entwöhnen) genannt. Denn bei neurologischen Patienten ist häufig der Antrieb zum Atmen gestört, stattdessen benötigen sie dazu ein von außen gesetztes Kommando (Kommandoatmung). Sobald die betreuende Pflegekraft den Patienten nicht mehr zum Atmen anhält, fällt dieser zurück in den kontrollierten Beatmungsmodus. Aber die Patienten sollen ja selbstständig atmen. Dazu ist es notwendig, sie von der kontrollierten Beatmung und letztlich auch von der Kommandoatmung zu entwöhnen. Diesen Entwöhnungsprozess haben Herr Tobias Heckelsmüller, Frau Lisa Dietmar und Frau Jana Ruppel mit Hilfe von aufgezeichneten Angehörigenstimmen unterstützt.

So wurde im Rahmen des Projekts "Voice-Weaning – Vertraute Stimmen im Weaningprozess" untersucht, ob sich die kontrollierte oder künstliche Beatmungszeit verkürzen lässt. Es wurden die Stimmen von Angehörigen aufgezeichnet, die dem Patienten über Kopfhörer vorgespielt wurden. Damit konnte die kontrollierte Beatmungszeit um etwa ein Drittel reduziert werden. Auch das Feedback der Angehörigen war durchwegs positiv. Ziel ist es, das "Voice-Weaning" als Standardverfahren im Weaningprozess zu etablieren.

 

Die Laudationes und Fotos können Sie ab Mittwoch, 25. September, 11:00 Uhr herunterladen unter: 

www.gp-preis.bayern.de

Dort finden Sie auch weitere Informationen zum Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis.