Presse­mitteilung

Huml will Schuleingangsuntersuchungen verbessern – Bayerns Gesundheitsministerin zum Start des Pilotprojekts „GESiK“: Kinder sollen bei Lern- und Entwicklungsdefiziten früher gefördert werden

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml will erreichen, dass Kinder mit Lern- und Entwicklungsdefiziten früher als bisher gefördert werden. Huml stellte am Freitag in Dachau ein Pilotprojekt vor, bei dem die bisherigen Schuleingangsuntersuchungen zeitlich vorgezogen werden. Außerdem wird ihr Umfang erweitert.

Huml erläuterte: "Das Pilotprojekt 'Gesundheits- und Entwicklungsscreening im Kindergartenalter' (GESiK) startet jetzt im November. Teilnehmer sind die Gesundheitsämter der Landkreise Coburg, Dachau, Main-Spessart und Passau sowie der Stadt Augsburg und einige Bezirke in der Stadt München. Sie werden ab diesem Herbst Kinder schon zwei Jahre vor Schulbeginn untersuchen.“

Derzeit sind in Bayern alle Kinder verpflichtet, im Jahr vor der 1. Klasse an der Schuleingangsuntersuchung teilzunehmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Beurteilung der Schulfähigkeit.

Huml unterstrich: „Aber die Schuleingangsuntersuchung kann und sollte erheblich mehr leisten! Wenn wir sie um ein Jahr nach vorne ziehen, gewinnen wir Zeit zur Therapie und Förderung von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen. Fehlentwicklungen können wir damit viel besser gegensteuern.“

Die Ministerin fügte hinzu: „Wir werden alle Kinder mit einem auffälligen Befund konsequent schulärztlich untersuchen lassen. Außerdem werden die Eltern ausführlich über Fördermaßnahmen beraten, die von den behandelnden Haus- und Kinderärzten sowie den entsprechenden Fachstellen eingeleitet werden.“

Huml betonte: „Nur so können wir rechtzeitig erkennen, ob ein Kind in der Schule mitkommen wird oder ob es besonderer Förderung bedarf. Dabei geht es nicht darum, Kinder ‚schulgerecht‘ zu machen, sondern darum, den Kindern mit früher individueller Förderung gezielt zu helfen. Damit schaffen wir mehr Chancengleichheit.“

Die Leitung des Pilotprojekts liegt beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Es kooperiert dabei eng mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), den Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ), dem Bayerischen Sozialministerium und dem Kultusministerium sowie mit den Trägern der bayerischen Kindertagesstätten.

Erster Teil von GESiK ist für alle teilnehmenden Kinder eine „Screening-Untersuchung“ durch eine Sozialmedizinische Assistentin. Diese erfragt die gesundheitliche Vorgeschichte und die Entwicklung des Kindes, prüft das Impfbuch und berät die Eltern zu altersgerechten Schutzimpfungen. Außerdem sieht sie das Kindervorsorgeheft mit den U-Untersuchungen durch, misst Gewicht und Körpergröße und testet Hör- und Sehfähigkeit.

Die sprachliche Entwicklung wird mittels eines standardisierten  Tests untersucht. Fähigkeiten, auf denen das Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens aufbauen, werden ebenfalls mit kindgerechten, spielerischen Tests geprüft.

Zweiter Teil des Pilotprojekts ist eine schulärztliche Untersuchung durch einen Arzt des Gesundheitsamtes bei allen auffälligen Befunden im Screening sowie bei Kindern, bei denen die letztfällige U-Untersuchung fehlt – und bei allen anderen Kindern, bei denen die Eltern es wünschen. Der Schularzt wird bei Kindern mit auffälligem Befund die Eltern eingehend und sensibel zu maßgeschneiderten Fördermaßnahmen beraten.

Dritter Teil ist wiederum eine schulärztliche Untersuchung, diesmal im Jahr vor Schulbeginn. Sie kann erfolgen bei Kindern mit auffälligen Befunden in der ärztlichen Untersuchung – oder wenn sich Hinweise auf eventuell sinnvolle weitere Fördermöglichkeiten ergeben. Im März 2018 soll dann das Bayerische Kabinett auf Grundlage der Ergebnisse des Pilotprojekts entscheiden, ob die reformierte Schuleingangsuntersuchung in ganz Bayern eingeführt wird.

Huml unterstrich: „Ich will beste Chancen für alle Kinder in Bayern. Wenn wir Störungen etwa bei der Sprachentwicklung generell erst in der Schule feststellen, frustrieren wir Eltern, Lehrer und vor allem unsere Kinder. Wie so oft gilt auch hier: Je später Förderung und Therapie beginnen, desto schwieriger und teurer werden sie!“

Weitere Informationen finden Sie unter

www.lgl.bayern.de/gesik