Computerspiel- und Internetabhängigkeit

Das Internet begleitet uns täglich. Das Medium ist rund um die Uhr verfügbar – und das an nahezu jedem Ort. Smartphone, Computer, Tablets und WLAN sind zweifelsohne sinnvolle, für viele Menschen unverzichtbare Alltagsbegleiter. Problematisch wird es häufig dann, wenn der virtuellen Welt unverhältnismäßig viel Zeit gewidmet wird.

Ungesunder Internetgebrauch – Internetnutzungsstörung

Unter den Begriff der „Internetnutzungsstörung“ fallen problematische Verhaltensweisen in Bezug auf das Medium Internet, die Merkmale von abhängigem Verhalten aufweisen. Dabei kann sich die problematische Internetnutzung zum Beispiel auf digitale Spiele, soziale Netzwerke, Online-Shopping oder Online-Pornografie konzentrieren.

Die Zahl von Personen, die einen bedenklichen Umgang mit dem Internet pflegen, steigt. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sind gefährdet. Über zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen in Bayern finden, dass sie zu viel Zeit in den Sozialen Medien verbringen – Mädchen deutlich häufiger als Jungen.

Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) weisen in Deutschland circa 700.000 Zehn- bis 17-Jährige ein problematisches Gaming-Verhalten, 1,3 Millionen Zehn- bis 17-Jährige eine problematische Social-Media-Nutzung und 900.000 Zehn- bis 17-Jährige ein problematisches Video-Streaming-Verhalten auf.

Deswegen unterstützt das Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) Ansätze und Konzepte, die Internetabhängigkeit analysieren und der Vorbeugung dieser Verhaltensauffälligkeit dienen – beispielsweise das Projekt „Netzgänger“. Im Masterplan Prävention für Bayern bildet „Gefahren im Internet reduzieren und einen risikoarmen Umgang mit dem Internet und den digitalen Medien fördern“ einen wichtigen Aspekt des Gesundheitlichen Ziels 08, das der Vorbeugung von süchtigem Verhalten und seinen Folgen gewidmet ist.

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Prof. Dr. Bert te Wildt über das Thema Internetsucht

Woran erkennt man problematisches Verhalten oder eine Abhängigkeit vom Internet?

Computer- und Onlinespiele

Computerspiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Viele Jugendliche sind in ihrer Freizeit nicht mehr auf dem Fußballplatz oder im Freibad anzutreffen. Sie sitzen vor dem Computer, entweder alleine oder verabreden sich virtuell mit anderen Spiele-Begeisterten und tauchen ein in die Welt hinter dem Bildschirm.

Gelegentlich gilt die mediale Aufmerksamkeit dem Einfluss von Spielen, die zum Teil extreme Gewaltdarstellungen enthalten. Nicht nur die Darstellung von Gewalt birgt eine Gefahr; das Suchtpotential dieser Beschäftigung erscheint nach wissenschaftlicher Erkenntnis weit größer als häufig vermutet wird.

Vor allem Online-Rollenspiele haben für manche Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene ein beachtliches Suchtpotential. Sie werden in der Regel in der Online-Gemeinschaft gespielt, in denen sich die Jugendlichen zu virtuellen Treffen verabreden. Wer nicht online ist, bekommt das Gefühl, etwas zu verpassen. Dadurch steigt zum Teil der psychische Druck, „dabei sein“ zu müssen.

Online Gaming

Cybermobbing

Der Begriff Mobbing bezeichnet psychische Gewalt wie seelisches Schikanieren einer Person über einen längeren Zeitraum. Das Phänomen ist nicht neu. Mobbing kann sich überall entwickeln, wo Menschen zusammen leben, arbeiten oder lernen. Selten gibt es nur eine Täterin oder einen Täter. Ein Merkmal des Mobbings ist die Beteiligung mehrerer Personen an der Anfeindung eines anderen Menschen. Gründe, „gemobbt“ zu werden, gibt es viele, häufig sind Banalitäten der Auslöser.

Eine Sonderform des Mobbings ist das „Cybermobbing“. Darunter leiden insbesondere Jugendliche. Der oder die Täter schädigen ihr Opfer über das Internet und soziale Netzwerke. Dort fällt es besonders leicht, bloßstellende oder verletzende Nachrichten oder Fotos zu verbreiten oder andere bewusst aus Gruppenchats auszuschließen. Damit erreicht Mobbing eine neue Dimension. Wird ein Bild beispielsweise in einem sozialen Netzwerk hochgeladen, ist es nahezu ungehindert verfügbar und verbreitet sich rasend schnell. Funktionen wie das „Teilen“ von Inhalten mit anderen, machen Inhalte einer unüberschaubaren Anzahl von Personen zugänglich. An dieser rasanten und weitreichenden Verbreitung zum Beispiel von Beleidigungen und Bildern leiden viele Opfer am meisten.

Kinder und Jugendliche, aber auch einige Erwachsene, nutzen die scheinbare Anonymität des Internets, um anderen zu schaden. Dabei ist den Tätern manchmal nicht bewusst, was sie dem Opfer damit antun.

Mädchen surfen im Internet

Welche Verhaltensänderungen zeigen Opfer von Cybermobbing häufig?

Ich bin von Cybermobbing betroffen, was kann ich tun?

Betroffene können zu ihrem Schutz rechtliche Schritte einleiten, zum Beispiel wegen Beleidigung, Nötigung und Verleumdung.

Im Internetauftritt der Polizeiberatung finden Sie weitere wichtige Informationen zum Thema Cybermobbing für Opfer, Täter und Lehrer.

Wo finde ich Hilfe – Anlaufstellen

Weitere Informationen bzw. Anregungen für Eltern, um Internetnutzungsstörungen vorzubeugen

  • Inhaltlich und zeitlich: Durch verbindliche Vereinbarungen können Routinen geschaffen und gemeinsam Eingrenzungen festgelegt werden. Dabei sollten vereinbarte Regeln auch an Betreuungspersonen kommuniziert werden.
    Mediennutzungsvertrag
    Mediengutscheine

Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Die geeignete maximale Bildschirmnutzungszeit für ein Kind sollte in Abhängigkeit des Alters und der individuellen Reife festgelegt werden. Für Babys und Kleinkinder gilt die Empfehlung: „bildschirmfrei von Null bis Drei“, denn für die Entwicklung des kindlichen Gehirns sind reale Sinneserfahrungen (Riechen, Schmecken, Hören, Sehen, Fühlen, Tasten) entscheidend. Bewegte Bilder, Licht- und Sound-Effekte können dagegen schnell überfordern. Zudem entwickeln sich das Bewusstsein zur Unterscheidung von Bild und Wirklichkeit und aktive Nutzungsfähigkeiten erst nach und nach. Ältere Kinder können langsam und begleitet an digitale Medien herangeführt werden. Hier ist es sinnvoll, zeitlich, inhaltlich und technisch Grenzen zu setzen, über die konsumierten Inhalte zu sprechen und gemeinsam nach alternativen Freizeitaktivitäten zu suchen. Als grobe Orientierung kann empfohlen werden, Schulkindern circa 10 Minuten pro Lebensjahr pro Tag an Bildschirmzeit einzuräumen und für Jugendliche circa eine Stunde pro Lebensjahr pro Woche.

Es gibt keine feste Regel, ab welchem Alter ein Handy oder Smartphone für ein Kind geeignet ist. Bevor Kinder ein eigenes Smartphone erhalten, sollten sie aber „smartphonefit“ sein und die Gefahren des Internets einschätzen können. Sie sollten Medien KENNEN (über Medien Bescheid wissen), VERSTEHEN (Chancen und Risiken von Medien durchschauen) und NUTZEN (Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Medien) können. Eine häufige Empfehlung lautet, Kindern frühestens ab 12 Jahren ein eigenes Smartphone zu überlassen. Für Grundschulkinder erscheint ein Smartphone daher ungeeignet. Zur orientierenden Einschätzung, ob Ihr Kind bereit ist für ein eigenes Smartphone, stehen auch Checklisten zur Verfügung. Im Zweifel: je später, desto besser.

Checklisten:
schau-hin – Checkliste Erstes Smartphone
klicksafe – Checkliste Smartphone

Weitere Informationen:
Ins Netz gehen – Digitale Medienkompetenz für in der Familie
Ins Netz gehen – Wann erstes Handy für Kinder?
internet-abc
klicksafe – Mediensicher in der Schule

Kinder orientieren sich an Erwachsenen und Geschwistern und leben das nach, was ihnen vorgelebt wird. Auch in Bezug auf den Medienkonsum übernehmen Bezugspersonen die wichtigste Vorbildrolle. Deshalb und Sinne des eigenen „digital wellbeing“ sollten auch wichtige Bezugspersonen ihre Bildschirmnutzungszeiten hinterfragen und ggf. anpassen. Außerdem sollten aufgestellte Vereinbarungen möglichst für die ganze Familie gelten. Anregungen für die Gestaltung des familiären Alltags sind zum Beispiel folgende:

– Phubbing“ vermeiden: das reale Leben hat Vorrang.
– „Aus den Augen, aus dem Sinn!“: eine Smartphonegarage einrichten (fester Ablageplatz für digitale Endgeräte), Graufilter nutzen (unattraktiveres Design) oder Apps „ausmisten“.
– „Bitte nicht stören“: Push-Nachrichten, Töne und Vibrationsalarm für Nachrichten deaktivieren, die „Bitte nicht stören-Funktionen“ nutzen.
– „Digital Detox im Alltag“: bildschirmfreie Zeit ist ein Geschenk, kein Verzicht (z. B. bei den Mahlzeiten, vor dem Schlafen gehen) oder bildschirmfreie Zonen (z. B. Schlafzimmer, Handy nicht als Wecker nutzen) einführen.
– „Kommunikation ist das A und O“: über konsumierte Inhalte sprechen.
– Langeweile zulassen: Raum für analoge Alternativen, wie zum Beispiel folgende: Alternative Beschäftigungsideen
Weitere Tipps