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Bürger fragen - Wir antworten - Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Häufig gestellte Fragen an das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege oder an die Servicestelle Bayern wurden von unseren Experten für Sie beantwortet. Die Antworten sind nach Themen geordnet und werden laufend aktualisiert.

Ambrosia Bekämpfung

Was ist Ambrosia?

Die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Sie ist auch unter den Bezeichnungen „Aufrechtes Traubenkraut“, „Beifußblättriges Traubenkraut“ und im englischen Sprachraum als „Ragweed“ bekannt. Die Wuchshöhe des einjährigen Krauts variiert; sie kann eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichen, gewöhnlich wird sie 20 bis 150 Zentimeter hoch.

Die Beifuß-Ambrosie stammt aus Nordamerika und wurde im 19. Jahrhundert nach Europa importiert. Sie wird als invasiver Neophyt angesehen. Heute kommt die Pflanze in verschiedenen europäischen Ländern häufig vor, unter anderem in Ungarn, Italien, der Schweiz und Frankreich. In Deutschland trat sie bisher selten und unbeständig auf. In letzter Zeit wird sie jedoch häufiger gefunden, besonders im städtischen und siedlungsnahen Bereich.

Was ist das Problem bei Ambrosia?

Gesundheit

Ambrosiapollen sind starke Allergene. Sie können zu Heuschnupfen und Asthma führen. Je nach Einwirkungsintensität können auch noch nicht allergische Menschen sensibilisiert werden. Für bereits von einer Allergie gegen heimische Pollen Betroffene kann sich bei einer Ausweitung auf Ambrosiapollen die saisonale Leidenszeit um bis zu zwei Monate verlängern, da die Pflanze später als die meisten heimischen Arten blüht. Es sind Kreuzallergien mit Melonen und Bananen möglich. Hinsichtlich des Allergisierungsgrades der bayerischen Bevölkerung gegenüber Ambrosia wurde vom bayerischen Gesundheitsministerium ein Forschungsauftrag vergeben. Auch außerhalb der Blühphase besteht bei Berührung der Pflanze die Gefahr einer Hautentzündung (Kontaktdermatitis), sind Schutzhandschuhe bei der Entfernung ratsam.

Landwirtschaft und Gartenbau

Als bekämpfungswürdiges und problematisches Unkraut ist die Beifuß-Ambrosie in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Flächen bislang nicht aufgefallen. Lediglich auf einzelnen Schnitt- und Pflückblumenfeldern wurde die Pflanze bisher entdeckt. Allerdings kann die Beifuß-Ambrosie bei stärkerem Auftreten zu einem Hauptunkraut in der landwirtschaftlichen Produktion werden, wie das Beispiel vieler Flächen in Südosteuropa zeigt. Durch die späte Keimung ab April tritt die Beifuß-Ambrosie besonders in Sommerungen und Reihenkulturen wie Sonnenblumen und Mais als Problemunkraut auf. Ein einmal stärker befallener Standort ist nachhaltig kontaminiert, da die Samen im Boden bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben können. In Haus- und Kleingärten tritt die Pflanze vermehrt in der Nähe von Vogelfutterplätzen auf.

Wie sieht die Situation mit Ambrosia in anderen Ländern aus?

In der schweizerischen Pflanzenschutzverordnung ist Ambrosia aufgrund der hohen Gesundheitsgefahr als besonders gefährlicher Neophyt gelistet, für den Melde- und Handlungspflicht gilt (PSV, SR 916.20). Vergleichbare Einstufungen liegen auch in den USA sowie in Frankreich und Ungarn vor.

Wie erkenne ich Ambrosia?

Folgende Merkmale sind charakteristisch für die Beifuß-Ambrosie:

  • Keimblätter und erste Laubblätter in kreuz-gegenständiger Blattstellung
  • doppelt fiederteilige Blätter, die an der Ober- sowie an der Unterseite grün gefärbt sind
  • behaarter Stängel, der sich im Herbst rötlich verfärben kann
  • die männlichen Blütenstände befinden sich traubenartig am Ende der Triebe (daher der Name: Traubenkraut)
  • Stängel sind oft stark verzweigt, abhängig von der Konkurrenzsituation

Bildmaterial finden Sie bei der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Mit welchen Pflanzen wird die Beifuß-Ambrosie leicht verwechselt?

  • Gemeiner Beifuss (Artemisia vulgaris): Blätter oberseitig grün, unterseitig weißfilzig. Stängel nicht behaart.
  • Weißer Gänsefuß (Chenopodium album): ungeteilte Blätter, regelmäßig bis unregelmäßig gezähnt, unbehaart. Vielästiger Blütenstand
  • Zurückgebogener Amaranth (Amaranthus retroflexus): eiförmige, ungefiederte Laubblätter. Stängel, Blattstiele und Blattunterseite teilweise rot-violett gefärbt. Dichte Blütenähren.
  • Hundspetersilie (Aethusa cynapium): Laubblätter zwei- bis dreifach gefiedert mit fiederspaltigen, spitzen Blättchen. Weiße Blüten in doldenförmigem Blütenstand.
  • Hundskamille (Anthemis arvensis): Blätter fiederschnittig mit schmal-lanzettlichen Abschnitten, einzelne Blütenköpfchen mit gelben Scheibenblüten und Kranz weißer Strahlenblüten.

Bildmaterial zu den genannten Pflanzen finden Sie im Internetangebot der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Wo finde ich Ambrosia am ehesten?

Die Beifuß-Ambrosia ist licht- sowie wärmebedürftig und keimt vorrangig auf offenen Flächen bei fehlender Konkurrenz durch andere Pflanzen. Sie wird bei uns bisher vor allem auf folgenden Flächen angetroffen:

  • Gestörte Flächen wie Baustellen, Neubaugebiete, Schutthalden, Deponien
  • Weg- und Straßenränder (Bankette),
  • Vogelfutterstellen in Hausgärten,
  • Schnitt- und Pflückblumenfelder.

Wie weit ist Ambrosia in Bayern verbreitet?

Im bundesweiten Vergleich ist Bayern nach Brandenburg am häufigsten betroffen – hier werden die meisten Ambrosia-Bestände gemeldet. Hauptgebiet der Ambrosia ist vor allem der Landkreis Roth (Mittelfranken).

Seit dem Beginn des bayerischen Ambrosia-Monitorings im Jahr 2007 wurden in Bayern bis Anfang 2021 544 große Ambrosia-Bestände ab 100 Individuen entdeckt. Davon sind inzwischen 119 Bestände nachhaltig bekämpft (21,9 Prozent).

Im Jahr 2020 wurden 35 neue Bestände entdeckt.

Mit dem bayerischen Aktionsprogramm Ambrosiabekämpfung begann 2007 eine systematische Erfassung mit wissenschaftlicher Begleitung.

Um die Ausbreitung zu stoppen investiert der Freistaat Bayern jährlich rund 90.000 Euro.

Wie soll man Ambrosia bekämpfen?

Die einfachste und sicherste Methode ist das Ausreißen der Einzelpflanzen mitsamt der Wurzel. Bleibt die Wurzel im Boden (zum Beispiel bei der Mahd), kann die Pflanze in kurzer Zeit neue Blüten und Samen bilden. So kann mit geringem Arbeitsaufwand ein nachhaltiger Bekämpfungserfolg erzielt werden. Bei großen Beständen (über circa 100 Pflanzen) sollte vor der Bekämpfung das Landratsamt bzw. die Stadtverwaltungen zur Bestätigung und Wahl der geeigneten Methode kontaktiert werden.

Auf Ackerflächen kommen meist die üblichen Unkrautbekämpfungsmaßnahmen der Landwirtschaft – meist Herbizide und Bodenbearbeitung – zum Einsatz. An Straßenrändern gibt es gute Erfahrungen mit Heißwasserbehandlung. Mähen alleine hilft nur bedingt, da die Pflanzen wieder regenerieren. Wirksame Alternative ist die Herstellung einer geschlossenen Vegetationsbedeckung, die die Keimung der einjährigen Art verhindert.

Wann sollte man Ambrosia am besten bekämpfen?

Die Pflanzen sollten zum einen groß genug sein, um erkannt und um weniger leicht verwechselt zu werden, zum anderen noch nicht in der Blühphase sein, da dann die Allergisierungsgefahr steigt und aufwändigere Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Die beste Zeit ist je nach den klimatischen Verhältnissen der Saison zwischen Juni und Mitte Juli, vor dem Blühbeginn der Pflanzen.

Lohnt es sich überhaupt, Ambrosia zu bekämpfen?

Ambrosia ist in Deutschland im Vergleich zu den Ländern Südfrankreich, Schweiz, Ungarn und Norditalien noch relativ am Anfang ihrer Verbreitung. Dort entstehen erhebliche Kosten bei der Bekämpfung und im Gesundheitswesen. In der Provinz Quebec (Kanada) müssen jährlich etwa 50 Mio. kanadische Dollar für Bekämpfungs- und Gesundheitsmaßnahmen aufgewendet werden. Nur im Frühstadium ist eine Ausbreitung noch beherrschbar. Die Chance ein Übel rechtzeitig und buchstäblich an der Wurzel zu packen besteht jetzt noch – niemand weiß für wie lange. Wir sollten diese Chance nutzen.

Wann ist Ambrosia am gefährlichsten?

Während der Blütezeit, da sich die Allergene in den Pollen befinden. Pro Pflanze können etwa eine Milliarde Pollen gebildet werden. Die Blütezeit kann saisonabhängig von Mitte Juli bis zum ersten Frost reichen. Saisonhöhepunkt sind August und September.

Können mich die Pollenfluginformationsdienste rechtzeitig warnen?

Internetnutzer können die aktuellen Pollenflugdaten -auch für Ambrosia- für Deutschland über den gemeinsamen Service der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) abrufen.

Was kann der Einzelne vorbeugend tun, um eine Ausbreitung zu verhindern?

Die Beifuß-Ambrosie überlebt nur durch Samenbildung. Vorbeugende Maßnahmen beruhen daher einerseits auf einer Vermeidung der Einbringung von Ambrosia-Samen auf eine Fläche. Eine weitere Möglichkeit ist die Verhinderung der Keimung der sich in einem Boden befindenden Samen. Folgende Maßnahmen können daher empfohlen werden:

  • Keine Vögel außerhalb der Hausgärten füttern (ausgenommen, es ist Vogelfutter nachweislich ohne Ambrosia-Samen).
  • Keine Vogelfutterreste außerhalb der Hausgärten oder an wenig kontrollierten Plätzen ablagern.
  • Verwenden Sie kein Vogelfutter, das mit Ambrosia-Samen verunreinigt ist. Beim Einkauf sollten Sie nach Ambrosia-freiem Vogelfutter fragen. Die Fläche unter der Futterstelle sollte auf Vorkommen der Beifuß-Ambrosie beobachtet werden.
  • Offenen oder wenig bewachsenen Boden durch Ansaat und gezielte Begrünung vermeiden.
  • Gefundene Einzelpflanzen rechtzeitig vor der Blüte und Samenbildung entfernen.
  • Wiederbegrünung nach größeren Entfernungsaktionen. Wuchsstellen der Beifuß-Ambrosie auch in den Folgejahren kontrollieren (da mehrere Jahrzehnte keimfähig).

Was sind die Ursachen einer zunehmenden Verbreitung?

Während die Pollen mit dem Wind transportiert werden, können die Samen nicht weit fliegen. Aktuell ist die Ausbreitung über mit Samen belastete Erde der bedeutsamste Ausbreitungsweg. Hauptursache für die Verbreitung ist der Mensch. Siehe „Was kann man vorbeugend tun um eine Ausbreitung zu verhindern?“

Die Beifuß-Ambrosie profitiert vom Klimawandel. Sie ist trockenresistenter als andere Pflanzen und kommt bei höheren Temperaturen erfolgreicher zur Samenbildung. Zukünftig ist zu erwarten, dass sich die Art auch in klimatisch weniger geeigneten Regionen, wie den höheren Mittelgebirgen, neue Lebensräume vorfinden wird.

Wie lange sind Ambrosia-Samen keimfähig?

Ambrosiasamen können bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben.

Wann und wo und wie soll ich entdeckte Bestände melden?

Größere Bestände (ab circa 100 Pflanzen) sollten Sie Ihrer Kreisverwaltungsbehörde (Landratsamt oder kreisfreie Stadt) möglichst mit Meldeformblatt und beiliegenden aussagekräftigen Fotos (gegebenenfalls digital) melden. Alternativ ist auch ein Herbarbeleg möglich: Pflanzenblätter und -stängel zwischen Papier trocknen (nicht in Plastiktüte!). Eine möglichst genaue Ortsbestimmung ist besonders wichtig. Die Kreisverwaltungsbehörden überprüfen die Meldung und beraten Sie bei den weiteren Schritten. Die Befallsflächen werden über die Landesmeldestelle dokumentiert und in den Folgejahren bis zur Beseitigung regelmäßig überwacht.

Kleinere Bestände außerhalb von Hausgärten können Sie in gleicher Weise im Rahmen eines Forschungsprojekts direkt an die mit dem Freistaat Bayern zusammenarbeitende Forschungseinrichtung melden. Sie unterstützen damit die Erweiterung des noch unzureichenden Kenntnisstands über die Verbreitung in Bayern sowie die Beantwortung weiterer Fragestellungen.

Adresse:
Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie
Hinter´m Alten Ort 9
61169 Friedberg
Telefon: 06031 160-9264
E-Mail: meldung@ambrosiainfo.de

Wer berät mich bei Fragen zu Ambrosia?

Beratung zu Fragen der Bekämpfung erhalten Sie bei Ihrem Landratsamt oder Ihrer Stadtverwaltung. Allgemeine Auskünfte hinsichtlich der gesundheitlichen Problematik erteilt das örtlich zuständige Gesundheitsamt. Bei individuellen Fragen zu gesundheitlichen Problemen im Zusammenhang mit Ambrosia sind Hausärzte und Allergologen erste Ansprechpartner. Landwirte und Gartenbaubetriebe werden von den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hinsichtlich einer effektiven Bekämpfung beraten.

Wie kann ich mich bei der Ambrosiabekämpfung schützen?

Die Pollen der Ambrosia artemisiifolia sind starke Allergene. Grundsätzlich sollten die Pflanzen daher vor der Blütezeit entfernt werden, da während der Blütezeit hohe Pollenkonzentrationen in der Luft auftreten. Die Berührung der Pflanze kann außerdem zu entzündlichen Reaktionen der Haut führen.

Empfohlene Schutzmaßnahmen

a) Vor der Blütezeit:
  • Lange Hosen, lange Ärmel und Garten- oder Arbeitshandschuhe verhindern den Hautkontakt mit der Pflanze.
b) Zusätzlich während der Blütezeit:
  • Allergiker sollten keine Bekämpfungsmaßnahmen blühender Ambrosiabestände durchführen.
  • Beim Ausreißen blühender Pflanzen sollten die Atemwege durch eine Einmal-Feinstaubmaske (zum Beispiel Baumarkt, Fachhandel für Arbeitsschutzausrüstung) geschützt werden.
  • Ausreißen bevorzugt am Nachmittag, da die Pollen hauptsächlich in den Vormittagsstunden freigesetzt werden.
  • Ein Arbeitskittel verhindert, dass die Pollen in der Kleidung hängen bleiben und zum Beispiel ins Haus verschleppt werden.
  • Wenn die Pflanze nicht zu groß ist, sollte ihr vor dem Ausreißen eine Plastiktüte übergestülpt und sie mit dem Restmüll entsorgt werden.
  • Zum Schluss Arbeitskittel ausziehen, mit der Außenseite nach innen zusammenrollen und in die Wäsche geben. Duschen und Haare waschen.

Wie entsorge ich entfernte Ambrosiapflanzen?

Die Pflanzen sollten in einer Plastiktüte mit dem Restmüll entsorgt werden (Verbrennung). Pflanzen nicht in die Biotonne oder auf den Kompost geben.

Kann ich mich auf Ambrosia allergologisch testen lassen?

Grundsätzlich gibt es Testlösungen für den Hauttest, Ambrosia wird jedoch von den meisten Allergologen noch nicht im jeweiligen Teststandard mitgetestet. Auch Labortests (nach Blutprobenentnahme) zur Erfassung von IgE-Antikörpern gegen Ambrosia sind verfügbar. Eine ambrosiaspezifische Testung ist auch im Rahmen des vom bayerischen Gesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Forschungsvorhabens möglich.

Ansprechpartner ist:

Priv.-Doz. Dr. Ruëff, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
Klinikum der Universität München
Frauenlobstr. 9-11
80337 München

Kann man sich als Ambrosia-Allergiker desensibilisieren lassen?

Es sind kommerzielle Behandlungsextrakte verfügbar. Besteht aufgrund der Schwere des Krankheitsbilds die Indikation zu einer Hyposensibilisierung, sind die Kosten durch die Krankenkasse zu tragen. Die Behandlung erfolgt in Form von Injektionen am Oberarm und wird üblicherweise über mehrere Jahre durchgeführt. Im günstigsten Fall kann damit die allergische Reaktionslage beseitigt werden, manchmal tritt nur ein Stillstand ein.

Wo bekomme ich weitere Informationen?

Arzneimittel

Ich habe ein Arzneimittel eingenommen und Nebenwirkungen gehabt. Wo kann ich das melden?

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen kann man bei der behandelnden ärztlichen Person oder in der Apotheke melden. Solche Meldungen müssen dort dokumentiert und an die zuständigen Behörden zur Bewertung weitergeleitet werden.

Bestattungsrecht

Wie ist die Bestattung von Fehlgeburten sowie Feten und Embryonen aus Schwangerschaftsabbrüchen geregelt?

Für Totgeburten (Gewicht von mindestens 500 Gramm) gelten die Regelungen des Bayerischen Bestattungsrechts über Leichen und Aschenreste Verstorbener sinngemäß. Eine Fehlgeburt (Gewicht unter 500 Gramm) hingegen kann individuell bestattet werden.

Nach dem Grundgesetz stellen bereits Embryonen und Feten menschliches Leben dar, dem uneingeschränkt Menschenwürde zukommt. Zudem wirkt die Menschenwürde nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts über den Tod hinaus. Sofern Fehlgeburten oder Feten und Embryonen aus Schwangerschaftsabbrüchen nicht individuell bestattet werden, müssen sie daher gemäß Art. 6 Abs. 1Satz 3 des Bestattungsgesetzes, soweit und solange sie nicht als Beweismittel von Bedeutung sind, durch den Verfügungsberechtigten (= i.d.R. die Eltern) auf einem Grabfeld zur Ruhe gebettet oder, wenn dies nicht möglich oder zumutbar ist, durch den Inhaber des Gewahrsams unter geeigneten Bedingungen gesammelt und ggf. nach vorheriger Einäscherung in bestimmten zeitlichen Abständen auf einem Grabfeld zur Ruhe gebettet werden.

Der Ausdruck „“ZurRuheBettung““ wurde gewählt, um zu verdeutlichen, dass es sich nicht um eine Bestattung im Sinne der dazu im Bestattungsgesetz und der Bestattungsverordnung im Einzelnen bestehenden Bestimmungen handelt. Vielmehr wird mit der ZurRuheBettung eine neue eigene Form des würdevollen Umgangs mit den nicht individuell bestatteten Fehlgeburten, Embryonen und Feten geschaffen. Es wird den Eltern ermöglicht, später einen Ort der Trauer und des Abschieds zu haben, auch wenn sie sich zunächst gegen eine individuelle Bestattung entschieden haben.

Die Verpflichtung, nicht individuell bestattete Fehlgeburten sowie Feten und Embryonen aus Schwangerschaftsabbrüchen zur Ruhe zu betten, wird in der Praxis vorwiegend den Inhaber des Gewahrsams (= das Krankenhaus oder der niedergelassene Arzt) treffen. Denn den Verfügungsberechtigten wird dies in aller Regel nicht möglich oder zumutbar sein. Diese Verpflichtung der Verfügungsberechtigten entfällt aus Gründen der Zumutbarkeit generell auch bei Schwangerschaftsabbrüchen und bei Fehlgeburten im häuslichen Bereich.

Damit die Verfügungsberechtigten überhaupt Kenntnis von ihrer Bestattungsmöglichkeit und ihrer grundsätzlichen Verpflichtung zur ZurRuheBettung erlangen, sind sie darüber vom Inhaber des Gewahrsams in angemessener Form zu unterrichten.

Ferner dürfen Fehlgeburten sowie Feten und Embryonen aus Schwangerschaftsabbrüchen nur nach Einwilligung der Verfügungsberechtigten für medizinische oder wissenschaftliche Zwecke verwendet werden. Sobald sie nicht mehr diesen Zwecken dienen, müssen sie individuell bestattet oder auf einem Grabfeld zur Ruhe gebettet werden.

Sind in Bayern naturnahe Bestattungen möglich?

Naturnahe Bestattungen können in Bayern auf so genannten Naturfriedhöfen durchgeführt werden. Unter einem Naturfriedhof ist ein weitgehend naturbelassenes Gelände ohne besonders angelegte Grabstellen, zum Beispiel ein Wald (Friedwald) zu verstehen, in dem die Beisetzung von Urnen an Wurzeln von Bäumen erfolgt. Die Einrichtung von Naturfriedhöfen ist in Bayern unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Die naturnahe Bestattung wird von Kommunen, teilweise auch auf dem herkömmlichen Friedhof, zunehmend angeboten.

Besteht in Bayern ein Zwang zur Bestattung einer Leiche oder einer Urne auf dem Friedhof?

Nach Art. 1 Abs. 1 des Bayerischen Bestattungsgesetzes (BestG) muss jede Leiche bestattet werden:

Durch die Regelungen im Bestattungsgesetz soll die durch Art. 1 Abs. 1 Satz 1 des Grundgesetzes geforderte Totenruhe sichergestellt werden. Dies geschieht am besten auf Flächen, die diesem Zweck gewidmet sind und gleichsam im Schutz der Allgemeinheit stehen. Friedhöfe sind öffentliche Einrichtungen, die den Verstorbenen als würdige Ruhestätte und der Pflege ihres Andenkens gewidmet sind. Sie dienen damit der Pflege des sozialen Zusammenlebens. Die Beisetzung auf besonders dafür gewidmeten Flächen entspricht außerdem einer jahrhundertealten Tradition. Möglichkeiten sind:
– Beisetzung in einer Grabstätte (Erdbestattung)
– Einäscherung in einer Feuerbestattungsanlage und Beisetzung der in einer festen Urne verschlossenen Aschenreste in einer Grabstätte (Feuerbestattung)
– Einäscherung in einer Feuerbestattungsanlage und Beisetzung der Urne von einem Schiff auf hoher See (Seebestattung). Grundsätzlich müssen Leichen und Aschenreste Verstorbener auf Friedhöfen beigesetzt werden.

Gibt es Ausnahmen vom Bestattungszwang?

Beisetzungen außerhalb von Friedhöfen sind nur ausnahmsweise mit Genehmigung der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde zulässig. Die Genehmigung kann aber nur erteilt werden, wenn ein wichtiger Grund dies rechtfertigt oder es dem Herkommen entspricht. Ferner muss der Bestattungsplatz den für Friedhöfe geltenden Anforderungen entsprechen und die Erhaltung des Bestattungsplatzes während der Ruhezeit gesichert sein (vgl. Art. 12 BestG). Das Verstreuen der Aschenreste eines Verstorbenen auf seinem Grundstück kann unter diesen Voraussetzungen nicht durch eine Ausnahmegenehmigung ermöglicht werden.

Kann das bayerische Recht dadurch umgangen werden, dass die Leiche im Ausland, zum Beispiel in den Niederlanden, eingeäschert und die Urne mit den Aschenresten dann mit nach Hause genommen wird?

Nein! Wird eine eingeäscherte Leiche in einer Urne nach Bayern verbracht, unterliegt sie dem Bayerischen Bestattungsrecht und muss daher in Bayern bestattet werden.

Coronavirus

Häufig gestellte Fragen und Antworten über das Coronavirus SARS-CoV-2 finden Sie hier:

Grippe

Was ist eine Influenza?

Die Influenza (auch genannt echte Grippe) ist eine fieberhafte Erkrankung der Atemwege, die durch Influenzaviren verursacht wird. In unseren gemäßigten Breiten tritt sie jährlich im Spätherbst/Winter/Frühjahr (meist von Nov. bis April) auf (saisonale Influenza). Das klinische Bild einer echten Influenza-Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein. Es reicht von symptomarmen bis zu schwersten Verläufen mit tödlichem Ausgang. In der Regel ist die Erkrankung gekennzeichnet durch plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und trockenen Reizhusten.

Die wichtigste Vorbeugemaßnahme ist die Grippeimpfung. Bestimmte gegen Influenzaviren wirksame Medikamente können bei rechzeitiger Einnahme eine Influenzaerkrankung verhindern oder abschwächen.

Bei schwerem Erkrankungsverlauf kann die Beteiligung anderer Organe oder eine bakterielle Zweitinfektion zu Komplikationen zum Beispiel Lungenentzündung oder Herzmuskelentzündung führen, die für bestimmte Alters- und Risikogruppen eine besondere Gefahr darstellen.

Die jährlichen Grippewellen weiten sich in Abständen von mehreren Jahren zu größeren Ausbrüchen (Epidemien) aus. Es kann aber auch durch die Entstehung eines neuen Influenzavirus-Subtyp zu einer Pandemie kommen.

Was sind Grippeviren (Influenzaviren)?

Die Influenzaviren sind sog. Orthomyxoviren, (orthos: richtig, myxo: Schleim), von denen drei verschiedene Typen existieren: Influenzavirus A, Influenzavirus B und Influenzavirus C . Influenza-C-Viren sind für Erkrankungen des Menschen von geringer Bedeutung und verursachen im Gegensatz zu den Influenza-A und -B-Viren keine schweren Symptome.

Was löst beim Menschen die Influenza / saisonale Grippe aus?

Die Grippe beim Menschen wird verursacht von Influenzaviren vom Typ A und Typ B. Heute sind mehrere Subtypen des Influenzavirus A bekannt, die nach der Herkunft ihres sog. Hämaglutinins (H) und ihrer sog. Neuraminidase (N) klassifiziert werden.
Hämaglutinin (H) und Neuraminidase (N) sind Oberflächeneiweiße der Virushülle, die eine entscheidende Rolle beim Eindringen in die Körperzellen, bei der Freisetzung neu gebildeter Viren aus befallenen Körperzellen und damit für die Ausbreitung von Mensch zu Mensch, spielen.

Derzeit sind 16 Serotypen von Hämagglutinin und 9 von Neuraminidase bekannt. Die Influenza ist eine Infektion, die unterschiedliche Tierarten, zum Beispiel verschiedene Säugetiere, Vögel, und den Menschen befallen kann. Influenza-B-Viren führen normalerweise nicht zu so schweren Epidemien wie Influenza-A-Viren.

Wie steckt man sich mit Influenza an?

Tröpfchen beim Ausatmen oder Husten führen zur Übertragung von Influenzaviren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man sich beim Kontakt mit dem Erreger auch anstecken kann. Bis zu 24 Stunden vor Auftreten der ersten Symptome können bereits andere Menschen angesteckt werden.

Kann man sich durch Impfung vor der Grippe schützen?

Ja. Auf Grund der sich ständig verändernden Influenzaviren werden die Impfstoffe jährlich an die voraussichtlich vorherrschenden Influenzaviren angepasst. Eine Infektion mit den jeden Winter zirkulierenden Influenzaviren bedeutet für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem Grundleiden, zum Beispiel Herzkreislaufkrankheiten oder chronischen Lungenerkrankungen, und für ältere Menschen (über 60 Jahre) eine erhöhte Gefährdung. Bei ihnen kommt es im Krankheitsverlauf häufiger zu Komplikationen wie zum Beispiel bakteriellen Lungenentzündungen, die tödlich enden können.

Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) diesen Gruppen seit Jahren die jährliche Grippeschutzimpfung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Grippeimpfung gemäß den STIKO-Empfehlungen. Auch medizinisches Personal in Krankenhäusern und in der Altenpflege soll geimpft werden, auch damit die von ihnen betreuten Personen nicht mit Influenza angesteckt werden. Zur Zeit wird vorrangig die Impfung der Gruppen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung empfohlen.

Wie wichtig ist die Impfung gegen Influenza im Kontext der Covid-19-Pandemie?

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege fördert seit vielen Jahren die Impfprävention in Bayern. Ein wichtiger Schwerpunkt ist hierbei die Steigerung der Influenza-Impfquoten.

Gerade in diesem Jahr der COVID-19-Pandemie ist eine Impfung gegen Influenza besonders wichtig: Sie schützt vor schwer verlaufenden Influenza-Infektionen und hilft zugleich, eine mögliche Überlastung unseres Gesundheitssystems angesichts der Herausforderungen durch die Pandemie zu vermeiden. Zudem kann die Impfung das Risiko für eine möglicherweise besonders schwer verlaufende Doppelinfektion mit dem Corona-Virus senken.

Wie lange ist die Grippe-Impfung wirksam?

Influenzaviren kommen in verschiedenen Varianten vor und verändern sich ständig – auch während einer Grippesaison. Daher vermitteln bereits erfolgte Influenza-Impfungen den besten Schutz nur für die kommende Grippewelle und sollten jährlich im Herbst mit einem angepassten Impfstoff wiederholt werden.

Wer soll sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) unterstreicht auch im Kontext der COVID-19-Pandemie ihre Empfehlung, dass mit den verfügbaren Influenza-lmpfstoffdosen insbesondere die Personengruppen gegen Influenza geimpft werden sollten, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer Influenza (oder auch COVID-19) mit einem hohen Risiko einer Hospitalisierung haben, zum Beispiel Senioren, Menschen mit chronischen Grundleiden, oder Menschen, die beruflich besonders exponiert und epidemiologisch bedeutsam sind, weil es beispielsweise durch sie zu Übertragungen in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen kommen könnte. Hierzu zählen zum Beispiel ärztliches und pflegerisches Personal sowie andere Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen. Zudem sollten auch Schwangere und Bewohnerinnen in Alters- oder Pflegeheimen möglichst gegen Influenza geimpft werden.

Laut STIKO sind neben den von der STIKO empfohlenen Impfungen auf der Basis der existierenden Impfstoff-Zulassungen aber auch weitere Impfindikationen möglich, die für einzelne Personen, ihrer individuellen Si-tuation entsprechend, sinnvoll sein können. Es liegt in der ärztlichen Verantwortung, Patienten und Patien-tinnen auf diese weiteren Schutzmöglichkeiten hinzuweisen. Insofern ist eine fehlende STIKO-Empfehlung kein Hindernis für eine begründete Influenza-Impfung.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Grippe-Impfung?

Die STIKO empfiehlt, die Influenza-Impfung im Herbst durchzuführen. Nach der Impfung dauert es ca. 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist.
Da in den letzten Jahren die Höhepunkte der Grippewellen in Deutschland meist erst nach der Jahreswende zu beobachten waren, kann eine Impfung somit auch im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein. Der Zeitpunkt der Impfung sollte mit der behandelnden Ärztin beziehungsweise Arzt abgestimmt werden.

Nicht nur Hausärztinnen und Hausärzte dürfen impfen, sondern alle Ärztinnen und Ärzte außer Zahnärztinnen und Zahnärzte. Ziel dieser Regelung ist es, die Impfquote in der Bevölkerung zu steigern. Zugleich entlastet sie – gerade in Pandemie-Zeiten – die Hausärztinnen und Hausärzte.

Wer übernimmt die Kosten für die Impfung gegen Influenza?

In Bayern übernehmen derzeit die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Influenzaimpfungen auch für Personen unter 60 Jahren.

Gibt es Todesfälle durch die saisonale Influenza?

Bei der jährlichen Grippewelle sind nach einer neuen Schätzung des Robert-Koch-Instituts im Durchschnitt 10.000 Influenza bedingte Todesfälle zu beklagen.

Wird man durch die Grippeschutzimpfung krank?

In Deutschland stehen grundsätzlich sehr gut verträgliche und wirksame Grippeimpfstoffe zur Verfügung. Als Ausdruck der normalen Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff kann es gelegentlich innerhalb von ein bis drei Tagen an der Impfstelle zu leichten Schmerzen, Rötung und Schwellung kommen, gelegentlich auch zu Verhärtungen oder Schwellung der zugehörigen Lymphknoten. Ebenfalls kann es nach der Impfung zu grippeähnlichen Allgemeinsymptomen kommen. Alle anderen Komplikationen sind sehr selten. Ihr Arzt wird Sie vor der Impfung über mögliche Nebenwirkungen aufklären.

Woher bekomme ich weitere aktuelle Informationen zur Influenza / saisonalen Grippe?

Aktuelle Informationen erhalten Sie beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie beim Robert-Koch-Institut.

Wie erkennt man die Krankheit?

Die Influenza-Erkrankung kann von symptomarmen bis zu schwersten Verläufen mit tödlichem Ausgang führen. Übliche Kennzeichen der Erkrankung sind: plötzlich auftretendes hohes Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und trockener Reizhusten. Eine endgültige Diagnose sollte aber immer durch eine ärztliche Person gestellt werden. Diese entscheidet auch über die Arzneimitteltherapie. Von einer Selbstbehandlung oder einer unkontrollierten Einnahme von Arzneimitteln ist wegen möglicher Nebenwirkungen dringend zu warnen.

Kann man sich etwa durch einen Mund-Nasen-Schutz oder Arzneimittel schützen?

Das Risiko einer Infektion kann durch einen eng anliegenden Mund-Nasen-Schutz (wie er in der Chirurgie und der Intensivmedizin verwendet wird) verringert werden. Einlagige Masken sind unwirksam.
Als Vorbeugung gegen die Grippe empfehlen wir daher vorrangig die gängigen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und Abstandhalten als auch die Durchführung einer Impfung. Denn jede Kontaktperson könnte eine Infektionsquelle sein. Familienangehörige, insbesondere Kinder, und Freunde stellen wegen des engeren Kontakts eine erheblich wirksamere Infektionsquelle dar als zum Beispiel flüchtige Kontaktpersonen in der U-Bahn.

Bei einer Pandemie sollten sich aber in jedem Fall alle schützen, die mit Erkrankten Kontakt haben (siehe auch RKI-Ratgeber/Merkblätter für Ärzte). Weitere allgemeine Ratschläge sind zum Beispiel: Einwegtaschentücher verwenden, auf gute Händehygiene achten, Massenveranstaltungen meiden.

Sogenannte antivirale Arzneimittel können nach ärztlicher Verordnung zur Verhinderung und vor allem zur Behandlung einer Erkrankung eingesetzt werden. Den wirksamsten Schutz bietet ein spezifischer Impfstoff, der aber erst in der Pandemie, wenn das verursachende Virus bekannt ist, produziert werden kann.

Zur aktuellen Lage in Sachen Influenza verweisen wir auf die Grippeseiten des Robert Koch-Instituts.

Welche Vorbereitungen gibt es für den Fall der Fälle?

Die Weltgesundheitsorganisation hat alle Staaten aufgefordert, sich auf eine Influenzapandemie vorzubereiten. Das Robert-Koch-Institut hat den gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Nationalen Influenzapandemieplan Anfang 2005 veröffentlicht. Der Plan enthält gemeinsame Empfehlungen des Bundes und der Länder zur Vorbereitung auf eine Pandemie und für Maßnahmen im Pandemiefall. Ein Aktionsplan, der die Maßnahmen vor einer Pandemie und im Pandemiefall detailliert darlegt, ist im April 2005 als Teil 3 des Influenzapandemieplans veröffentlicht worden.
Bayern hat ebenfalls einen Influenzapandemie-Rahmenplan erstellt.
Insbesondere die möglichst frühzeitige und umfassende Verfügbarkeit eines Impfstoffs im Falle einer Pandemie halten Bund und Länder für vordringlich. Erkrankte Menschen können mit antiviralen Arzneimitteln behandelt werden. Durch die Bevorratung antiviraler Arzneimittel in den einzelnen Ländern soll im Pandemiefall die therapeutische Versorgung erkrankter Menschen sichergestellt werden, weil man annimmt, dass im Falle einer weltweiten Pandemie die Produktionskapazitäten der Hersteller rasch erschöpft sind.

Bayern hat antivirale Arzneimittel für die Therapie von insgesamt 20 Prozent der Bevölkerung bestellt und erfüllt damit in vollem Umfang den nationalen Pandemieplan und die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Der Pandemieplan sieht auch vor, dass jedes Land und jeder Stadt- oder Landkreis seine Planung hinsichtlich der Anforderungen durch eine Pandemie überprüfen soll. Auch die bayerischen Krankenhäuser sind dabei, ihre Vorbereitungen zu treffen.

Soll man sich auch weiterhin gegen die saisonale Grippe impfen lassen?

Eine Impfung gegen saisonale Influenza wird weiterhin empfohlen.

Wer ist im Falle einer Pandemie gefährdet?

Eine exakte Vorhersage über die gefährdeten Personengruppen lässt sich vor einer Pandemie schwer treffen. Bei der Influenzapandemie 1918/1919, der bis heute schwersten Pandemie starben vor allem jüngere Menschen.
Von der Neuen Influenza waren in Deutschland bislang vor allem Menschen mit Grunderkrankungen und Schwangere am meisten gefährdet.

Was ist eine Pandemie?

Unter Pandemie (griechisch pan = alles, demos = Volk) versteht man den länderübergreifenden oder sogar weltweiten Ausbruch einer Krankheit.

Zu einer Influenzapandemie kommt es durch die Entstehung eines neuartigen Influenzavirus, das sich wirksam von Mensch zu Mensch verbreiten kann. Das Immunsystem ist auf diesen neuen Erreger nicht vorbereit ,da er zuvor nicht in der menschlichen Bevölkerung verbreitet war.

Nach der Einteilung der Weltgesundheitsorganisation werden verschiedene Bereitschafts- und Pandemiephasen unterschieden.

Wie viele Menschen würden erkranken oder sterben?

Die Auswirkungen einer Pandemie können vorher nur unter Vorbehalt abgeschätzt werden, da man die Eigenschaften eines Erregers und seine Verbreitung in der Bevölkerung nicht vorhersagen kann. Die schwerste saisonale Influenzawelle der vergangenen Jahre 1995 und 1996 kostete in Deutschland rund 30.000 Menschen das Leben, durchschnittliche Influenzawellen verursachen im Durchschnitt 10.000 Todesfälle in Deutschland, und dies, obwohl für die aktuell zirkulierenden Grippeviren immer ein Impfstoff zur Verfügung steht.

Wie lassen sich Impftermine während der Corona-Pandemie in die Praxisabläufe integrieren?

Während der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie ist es wichtig, dass die Bevölkerung möglichst gesund bleibt – auch um das Gesundheitssystem zu entlasten. Durch Impfungen ist man vor Infektionen geschützt, die auch in der Pandemiezeit zusätzlich gefährden oder schädigen können. Um das Risiko einer Übertragung des Virus in der Arztpraxis zu reduzieren, sollten Impftermine von anderen Arztbesuchen zeitlich und räumlich getrennt werden. Zudem sollten Wartezeiten möglichst vermieden werden, um Kontakte in der Praxis zu minimieren. Grundsätzlich sollte der Impftermin vorab telefonisch abgesprochen werden und beim Aufenthalt in der Praxis allgemeine Hygienemaßnahmen beachten werden. Weitere Hinweise zur Frage, wie sich Impftermine während der Pandemie in Praxisabläufe integrieren lassen finden Sie beim Robert-Koch-Insitut.

Kann die Influenza-Impfung zusammen mit der COVID-19-Impfung verabreicht werden?

Gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission muss zwischen mRNA- oder Vektor-basierten COVID-19-Impfungen und der Verabreichung von Influenza-Impfstoffen kein Impfabstand eingehalten werden. Auch der Impfstoff Nuvaxovid® kann gleichzeitig mit einem Influenza-Totimpfstoff verabreicht werden. Die Impfungen können also simultan, das heißt gleichzeitig verabreicht werden. Bei der gleichzeitigen Gabe von zwei Impfstoffen ist zu beachten, dass Impfreaktionen häufiger als bei der getrennten Gabe auftreten können. Wirksamkeit und Sicherheit entsprechen bei gleichzeitiger Anwendung verschiedener Impfstoffe aber im Allgemeinen denen bei jeweils alleiniger Anwendung.

HIV / Aids

Wo kann ich mich auf HIV testen lassen? Welche Beratungsmöglichkeiten gibt es zu HIV?

Bayerisches Präventions- und Hilfsnetzwerk für HIV/AIDS

Seit mehr als 25 Jahren stellt das Bayerische Gesundheitsministerium flächendeckend ein bundesweit einmaliges dreigliedriges System von Prävention und Angeboten zur Beratung und Hilfe zur Verfügung:

  • 76 Gesundheitsämter informieren fachkundig über Risikominimierung und bieten kostenfrei und anonym HIV-Tests an.
  • 10 psychosoziale AIDS-Beratungsstellen beraten überregional und begleiten Betroffene und deren Angehörige. Dieses Konzept ist das Kernelement des bayerischen Maßnahmenbündels zur Eindämmung von HIV und AIDS und bundesweit einmalig.
  • Staatlich geförderte Maßnahmen von Selbsthilfeorganisationen runden das Präventions- und Hilfsangebot ab. Ehrenamtliche Helfer leisten hierbei einen wichtigen Beitrag, da sie gefährdete Zielgruppen besonders gut erreichen.

Beratungsstelle finden

Niedergelassene Ärzte

Selbstverständlich können Sie sich auch an den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens wenden. Niedergelassene Ärzte veranlassen den HIV-Test entweder

  • im Rahmen der Klärung von Gesundheitsstörungen auf Kosten der Krankenkasse oder
  • auf Ihren Wunsch gegen Kostenrechnung.

Telefonberatung zu HIV und AIDS

Für telefonische Beratung steht Ihnen zudem die Telefonberatung zu HIV und AIDS der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung.

  • Telefon: 01805 555444

Öffnungszeiten:

Weiterführende Informationen 

Krebs

Wie entsteht Krebs?

Unser Körper besteht aus vielen Millionen lebenden Zellen, die organisiert in Gewebsverbänden spezifische Aufgaben übernehmen (zum Beispiel Nervenzellen, Muskelzellen). Im Rahmen ihrer Funktion (zum Beispiel als Abwehrzelle des Immunsystems) verbrauchen sich die Zellen und sterben nach einem bestimmten Lebenszyklus (zum Teil nur wenige Tage) ab. Es ist daher für den Gesamtorganismus von entscheidender Bedeutung, dass die verbrauchten Zellen ersetzt werden. Dies geschieht durch Zellteilung, bei der die Erbinformationen auf die Tochterzellen weitergegeben werden. Bei der Weitergabe dieser sehr umfangreichen und komplexen Informationen kommt es gelegentlich zu Fehlern. Häufen sich diese Fehler im Kern, der Befehlszentrale einer Zelle, so kann dies dazu führen, dass die Zelle beginnt sich unkontrolliert zu vermehren und auszubreiten. Die Ausgangssituation für eine bösartige Krebserkrankung liegt damit vor.

Ist Krebs heilbar?

Es gibt über 100 verschiedene Krebsarten, deren Prognose und Heilungschancen ganz unterschiedlich sind. So leben zum Beispiel 90 Prozent der Patienten mit Haut- oder Hodenkrebs noch nach fünf Jahren, während nur 10 Prozent der von Speiseröhren- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs Betroffenen eine vergleichbare Lebenserwartung zeigen.

Für die meisten Krebsarten ist die operative Tumorentfernung entscheidende Therapiemaßnahme.

Etwa 60 Prozent der Krebserkrankungen lassen sich durch diese Maßnahmen auch langfristig heilen.

Ist Krebs vorbestimmt?

Ob sich eine Krebserkrankung entwickelt ist nicht grundsätzlich vorbestimmt.
Es gibt familiäre Veranlagungen und bestimmte, meist mit dem Lebensstil (zum Beispiel Rauchen, Alkoholkonsum) zusammenhängende externe Faktoren, die das individuelle Risiko eine Krebserkrankung zu erleiden erhöhen oder verringern können.

Wird Krebs vererbt?

Nur sehr wenige (ca. fünf Prozent) aller Krebserkrankungen werden vererbt. Den vererbten Krebserkrankungen liegen bestimmte Fehler (Mutationen) der Erbinformation (Gene) zugrunde, die von den Eltern auf die Kinder weitergegeben werden. Bekannt sind die Mutationen bestimmter Gene, die mit einem erhöhten Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie Darmkrebs einhergehen.
Testen Sie Ihr familiäres Darmkrebsrisiko

Kann Krebs ansteckend sein?

Krebskrankheiten können nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden. Gerade für die von einer Krebserkrankung Betroffenen und ihre Familien ist es wesentlich, dass sie nicht von ihrem bisherigen Freundes- und Bekanntenkreis isoliert werden. Die Diagnose „Krebs“ ist in unserer Gesellschaft nach wie vor mit einer durch nichts gerechtfertigten Stigmatisierung verbunden.

Nehmen Krebserkrankungen zu?

In der Tat hat in Deutschland die Neuerkrankungsrate für Krebs während der letzten Jahre deutlich zugenommen. Seit 1980 hat die Zahl der Krebserkrankten bei Frauen um 35 Prozent und bei Männern um 80 Prozent zugenommen. Erfreulicherweise ist die Sterblichkeit aber nicht weiter angestiegen, sondern hat abgenommen. Krebs ist eine „Alterserkrankung“. Die Zunahme der Krebserkrankungen ist durch den demographischen Wandel (immer älter werdende Bevölkerung) erklärt.

Wächst eine Krebserkrankung im Alter langsamer?

Je älter wir werden, desto höher ist unser Risiko an einem Krebsleiden zu erkranken. Im jüngeren Alter sind Krebserkrankungen deutlich seltener. Die in dieser Altersgruppe typischerweise auftretenden Krebsarten (zum Beispiel Leukämien, Lymphknotenkrebs, Hodenkrebs) verlaufen aggressiver als andere Krebsarten, lassen sich aber auch besser medikamentös behandeln. Das Erkrankungsalter ist hinsichtlich der Aggressivität nicht der entscheidende Faktor. Entscheidend, ob ein Krebs langsamer oder schneller wächst, ist die Art und der Typ der Erkrankung. So haben zum Beispiel Prostatakarzinome in der Regel ein langsameres Wachstumsverhalten als Pankreaskarzinome. Das Verhalten einer Krebserkrankung wird darüber hinaus von der Differenzierung („Entartungsgrad“ der Zellen) und dem Vorliegen bestimmter Mutationen bestimmt.

Haben Männer und Frauen das gleiche Risiko an Krebs zu erkranken?

Bevölkerungsbezogene Untersuchungen zeigen, dass Männer ein deutlich höheres Risiko haben an Krebs zu erkranken und daran zu sterben. Wesentlicher Grund hierfür ist allerdings nicht der genetische Unterschied zwischen Männern und Frauen, sondern in erster Linie die unterschiedlichen Lebensstile (zum Beispiel höhere Raucherquote, höhere Rate an Alkoholgebrauch u. ä.). Auch die unterschiedliche Bewertung und Akzeptanz von Vorsorgeempfehlungen, zum Beispiel zur Prostata- und Darmkrebsfrüherkennung hat Auswirkungen auf die Sterblichkeit bei diesen Erkrankungen. 2017 nutzten nur 23,8 Prozent aller Männer die angebotenen Vorsorgeprogramme, bei den Frauen lag der Anteil bei 47,5 Prozent.

Entsteht Krebs durch Umweltgifte/Umweltverschmutzung?

Die Rolle von Umweltfaktoren bei der Krebsentstehung wird überschätzt. Nachgewiesen sind nur wenige Einzelstoffe, wie Asbest, bestimmte Schwermetalle und organische Verbindungen, die in höheren Konzentrationen Krebserkrankungen auslösen können. In Deutschland existieren hierzu gesetzlich vorgegebene Grenzwerte. Eine viel größere Bedeutung für die Krebsentstehung hat der individuelle Lebensstil. Ganz im Vordergrund steht dabei das Rauchen, das ein wesentlicher Risikofaktor für eine Vielzahl von Krebserkrankungen ist. Andere mit dem Lebensstil zusammenhängende ungünstige Faktoren sind u.a. Übergewicht, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum und Stress.

Führt Alkoholgenuss zu Krebs?

Für Alkohol (v.a. Rotwein) finden sich immer wieder Pressemeldungen, die eine positive Einwirkung auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschreiben. Letztendlich gesichert sind diese Annahmen nicht. Zweifelsfrei gesichert ist dagegen die schädigende Wirkung von Alkohol bei regelmäßigen Konsum und in höheren „Dosen“. Bezüglich einer Minderung des Krebsrisikos ist Alkohol (auch in vertretbaren Mengen) ohne Bedeutung. Im Gegenteil: Bei bestimmten Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Mund- und Rachenkarzinome, Speiseröhren-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkarzinome ist regelmäßiger Alkoholkonsum ein eindeutiger Risikofaktor.

Schützt Stillen vor Brustkrebs?

Weibliche Geschlechtshormone (Östrogene, Gestagene) beeinflussen die Entstehung und den Verlauf einer Brustkrebserkrankung. Aus großen bevölkerungsbezogenen Studien ist bekannt, dass kinderlose Frauen ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben. Auch das Stillen und die Dauer der Stillperiode scheint für das individuelle Risiko von Bedeutung zu sein. Die Auswertung von Daten weltweiter Untersuchungen (Lancet 360, 2002, siehe auch Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.) zeigte, dass Frauen mit Brustkrebs durchschnittlich weniger Geburten hatten als Frauen ohne Brustkrebs (2,2 gegenüber 2,6). Der Anteil der Mütter, die gestillt hatten, unabhängig von der Stilldauer, war in der Brustkrebs-Gruppe durchschnittlich niedriger als in der Gruppe ohne Brustkrebs (71 Prozent gegenüber 79 Prozent).

Können zu enge BHs Brustkrebs verursachen?

In der Presse finden sich immer wieder Meldungen – von unterschiedlicher Seriosität –, die über spezielle Krebsrisiken berichten. In aller Regel sind diese Schlagzeilen auf unbewiesene Einzelmeinungen zurückzuführen und halten selbst einer oberflächlich durchgeführten wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. So ist es auch im o.g. Fall. Die „Studie“, die zu dieser Pressemeldung führte, wies so viele methodische Mängel und unbewiesene Annahmen auf, dass ihre Aussagekraft erheblich anzuzweifeln ist. Gesicherte Hinweise für den ursächlichen Zusammenhang von engen BHs und Brustkrebs sind nicht vorhanden.

Ist Krebs psychisch bedingt?

Krebs ist nicht „psychisch“ bedingt. Allerdings scheinen seelische Faktoren, zum Beispiel über die Beeinflussung des Immunsystems, einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Zeitpunkt einer Krebsmanifestation und auch auf den Verlauf der Erkrankung zu haben. Krebs ist eine Erkrankung des ganzen Organismus – nicht nur des rein „körperlichen“ Teils. Die Art der individuellen Auseinandersetzung mit der Krebsdiagnose und die Art der individuellen Krankheitsbewältigung haben Einfluss auf die Krebssymptome, die Ausprägung von Therapie assoziierten Nebenwirkungen, die Lebensqualität und nicht zuletzt auch auf den Krankheitsverlauf. Durch speziell ausgebildete Psychoonkologen (Ärzte und/oder Psychologen) werden die Patienten dabei unterstützt.

Kann man jeden Krebs operieren?

Für die häufigsten Krebsarten (zum Beispiel Brustkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs) ist die radikale Tumorentfernung durch eine Operation die entscheidende Therapie. Ein hoher Anteil der Krebserkrankungen lässt sich damit heilen. Krebserkrankungen des Blutes (Leukämien), des Knochenmarkes und des Abwehrsystems (Lymphknotenkrebs) können durch Operationen nicht geheilt werden, da die kranken Zellen im ganzen Körper verteilt sind. Durch Chemotherapie, häufig in Kombination mit Immuntherapien lassen sich allerdings auch bei diesen Erkrankungen hohe Heilungsraten erreichen.

Was sind Metastasen?

Ausgehend von einer zunächst lokalen Krebserkrankung (zum Beispiel im Darm) dringen einzelne Krebszellen in die dortigen Lymph- und Blutgefäße ein und werden so über den Blut- oder Lymphstrom in andere Körperregionen verschleppt. In Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren bilden sie dort u.U. neue Absiedelungen des primären Tumors, sog. Metastasen (zum Beispiel Lebermetastasen bei Darmkrebs). Aus dem biologisch medizinischen Verständnis heraus handelt es sich aber weiterhin um die gleiche Erkrankung. Man spricht daher zum Beispiel bei Lebermetastasen nicht von „Leberkrebs“, sondern von Metastasen des Darmkrebs. Gleiches gilt auch für die Therapie. So werden zum Beispiel Lymphknotenmetastasen bei Brustkrebs nicht wie ein primärer „Lymphknotenkrebs“, sondern nach den Prinzipien der Brustkrebsbehandlung therapiert.

Was kann ich tun, um nicht an Krebs zu erkranken?

Große bevölkerungsbezogene Untersuchungen haben gezeigt, dass der individuelle Lebensstil wesentliche Auswirkungen auf das Risiko an Krebs zu erkranken hat. Faktoren, die dazu beitragen das Krebsrisiko zu vermindern, sind: Nicht rauchen
Regelmäßig Sport und Bewegung
Kein Übergewicht
Wenig Alkohol
Ausgewogene Ernährung (reich an Gemüse, Obst und Ballaststoffen)
Reduktion des Fleischverzehrs (v.a. Schweine- und Rindfleisch)

Was kann ich tun, um eine Krebserkrankung früh zu erkennen?

Durch relativ einfache Formen der Selbstuntersuchung ist es möglich Brust- und Hautkrebs bereits im Frühstadium zu erkennen: Brustkrebs: Eine monatliche Abtastung beider Brüste und der Achseln auf Knoten und Verhärtungen (nach Anleitung durch den Hausarzt oder Frauenarzt)
Hautkrebs: Eine monatliche Inspektion der Haut und sichtbaren Schleimhäute auf auffällige Hautveränderungen.
Fragen zur Selbstuntersuchung beantwortet Ihnen auch Ihr Hausarzt.

Welche Angebote zur Früherkennung von Krebs gibt es?

In Deutschland werden folgende Krebsvorsorgemaßnahmen von den gesetzlich Krankenkassen übernommen:
Früherkennung Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
Früherkennung Hautkrebs
Früherkennung Prostatakrebs
Früherkennung Darmkrebs
Früherkennung Brustkrebs (Mammographie-Screening)

Haben Früherkennungsuntersuchungen überhaupt einen Nutzen?

Jede Untersuchung zur Krebsfrüherkennung kann neben Nutzen (zum Beispiel Senkung der Sterblichkeit, der Krankheitshäufigkeit oder der Krankheitsbeschwerden) auch Risiken (zum Beispiel falsche Diagnose, unnötige Untersuchungen, Unsicherheit und Ängste) mit sich bringen. Nutzen und Risiken von Vorsorgemaßnahmen zur Krebsfrüherkennung werden daher von Wissenschaftlern, aber auch in der Gesellschaft, kontrovers diskutiert. Für die im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung angebotenen Früherkennungsmaßnahmen überwiegt allerdings der Nutzen die möglichen Risiken. Die individuelle Entscheidung an einer Screening-Maßnahme teilzunehmen oder diese abzulehnen, sollte auf jedem Fall erst nach einem ausführlichen Gespräch mit einem in der Krebsfrüherkennung erfahrenen Arzt erfolgen.

Ist Krebsvorsorge für Männer sinnvoll?

Für Männer ist die Krebsvorsorge ebenso sinnvoll wie für Frauen. Aus diesem Grund sollten auch Männer die im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung stehenden Screening-Angebote in regelmäßigen Abständen in Anspruch nehmen. Gerade beim Prostatakarzinom, der häufigsten Krebsart bei Männern, sind die Heilungschancen im frühen Stadium besonders hoch. Viele Männer gehen allerdings erst dann zum Arzt, wenn sie Krankheitssymptome bemerken und die Heilungschancen bereits wesentlich geringer sind.

Wie kann ich mich im Internet am Besten zu Krebs informieren?

Im Internet finden sich sehr viele Informationen zu Krebs. Es ist jedoch nur bei einem geringen Teil der Webseiten sichergestellt, dass das Informationsangebot verständlich, medizinisch aktuell, frei von Fehlern und unseriöser Produktwerbung ist. Zum Teil werden auch gezielt Desinformationen zu Krebserkrankungen und neuen Therapiemethoden verbreitet, die Hilfesuchenden unseriöse Heilsversprechungen für viel Geld machen – die Erwartungen aber nie erfüllen. Einige verlässliche Online-Informationsquellen finden Sie unter „Weiterführende Informationen“ am Ende der Seite.

Kann man Krebs durch einen Bluttest feststellen?

Krebserkrankungen kann man nicht durch einfache Blutuntersuchungen (sog. Tumormarker) sicher erkennen. Wurde eine Krebserkrankung bereits durch Gewebsuntersuchungen diagnostiziert und behandelt, können Blutuntersuchungen unter Umständen nützlich sein, um einen Rückfall frühzeitig festzustellen und weitere Maßnahmen einzuleiten. Der Stellenwert einer Blutuntersuchung zur Früherkennung des Prostatakarzinoms bei Männern (Prostataspezifisches Antigen / PSA) ist weiterhin in der wissenschaftlichen Diskussion. Derzeit ist allerdings nicht eindeutig belegbar, dass die Durchführung eines PSA-gestützten Screenings zu einer Lebensverlängerung führt. Nutzen und Risiken des Tests sollten in jedem Einzelfall in Form eines Aufklärungsgesprächs zwischen Arzt und Patient besprochen und gegeneinander abgewogen werden.

Sollten Krebskranke nicht mehr arbeiten und keinen Sport mehr machen?

„Lange Zeit wurde Krebspatienten aus Angst vor drohender Überanstrengung und Komplikationen geraten, sich körperlich zu schonen und möglichst keiner sportlichen Betätigung nachzugehen. Inzwischen ist jedoch aus zahlreichen Untersuchungen bekannt, dass körperliche Aktivität bei einer Krebserkrankung hilft, das Befinden und die Lebensqualität zu steigern und die Prognose zu verbessern.“ (s. DKG Leitartikel „Körperliche Bewegung trotz Krebs – Wieviel darf, wieviel muss sein?“). Auch hinsichtlich der Ausübung der bisherigen beruflichen Tätigkeit ergibt sich durch die Diagnose einer Krebserkrankung nicht gleich eine Erwerbsunfähigkeit. Diesbezügliche Empfehlungen hängen von vielen individuellen Faktoren ab und sollten zwischen den Betroffenen und den behandelnden Ärzten ausführlich besprochen werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass nahezu zwei Drittel der Krebspatienten ihre Arbeitstätigkeit wieder aufnehmen.

Kann man Krebszellen durch Diät aushungern?

Von einer speziellen Krebsdiät ist dringend abzuraten! Krebsdiäten und die vielfach beworbenen „Krebskuren“ haben keinen positiven Einfluss auf den Verlauf einer Krebserkrankung. Im Gegenteil, durch ein meist sehr einseitiges, unausgewogenes Nahrungsangebot schwächen sie den Körper zusätzlich. Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt eine ausgewogene, an Gemüse und Obst reiche Ernährung. Eine solche Ernährung enthält neben allen notwendigen Vitaminen und Spurenelementen auch eine ausgewogene Kalorien-Energie-Bilanz, um so einer ungünstigen, krebsbedingten Gewichtsabnahme entgegenzuwirken.

Kann man Krebs durch Vitamine heilen?

Krebs kann man durch eine Vitamintherapie weder heilen noch den Verlauf der Erkrankung nachhaltig beeinflussen! Seit vielen Jahrzehnten wird der positive Einfluss von Vitaminen als sog. „Antioxidantien“ und „Fängern von freien Radikalen“ auf Krebserkrankungen propagiert. Am häufigsten eingesetzt werden hochdosierte Vitamin C-Infusionen. Alle bisherigen seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen konnten einen Nutzen von Vitaminen in dieser Hinsicht nicht belegen. Extern zugeführte, hochdosierte Vitamine sind nicht harmlos. Vitaminbehandlungen (v. a. mit den Vitaminen A, D, E und K) können zu Schädigung der Leber und anderer Organe führen. Mit einer ausgewogenen, an Gemüse und Obst reichen Ernährung ist der Bedarf an Vitaminen auch bei Krebspatienten ausreichend abgedeckt.

Können Arzneimittel etwas bei Krebsschmerzen ausrichten?

Schmerzen sind ein häufiges Symptom bei Krebserkrankungen. Durch den richtigen Einsatz und die Kombination von Schmerzmitteln lassen sich auch sehr starke Krebsschmerzen gut behandeln. Aus ärztlicher Sicht ist eine optimale Schmerztherapie immer eine besondere Herausforderung, die einer besonderen Ausbildung und Erfahrung bedarf, da Nutzen und Risiken der Therapie gegeneinander abgewogen werden müssen. Besonders ausgebildete Ärzte sind zum Beispiel Onkologen, Anästhesisten und Palliativmediziner.

Wird durch eine Chemotherapie nicht der ganze Körper vergiftet?

Die Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie zum Einsatz kommen sind Zellgifte (Zytostatika), die auch gesunde Körperzellen in einem gewissen Umfang schädigen. Der schädigende Effekt ist bei Krebszellen allerdings deutlich stärker ausgeprägt, da diese aufgrund ihres raschen Wachstums- und Teilungsverhaltens viel empfindlicher auf die Zytostatika reagieren. Im Rahmen der Chemotherapie werden die Medikamente hinsichtlich ihrer Dosierung und der zeitlichen Abfolge so eingesetzt, dass die Nebenwirkungen auf die gesunden Zellen möglichst gering und der schädigende Effekt auf die Krebszellen möglichst groß ist. Auch stehen seit einigen Jahren unterstützende Arzneimittel zu Verfügung mit denen es gelingt typische Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Übelkeit, Erbrechen, Abwehrschwäche zu vermeiden.

Sind sanfte (biologische) Therapien zur Behandlung von Krebs zu empfehlen?

Auch „biologische“ Therapien (Hyperthermie, Entgiftungen, Naturheilkunde, Traditionell Chinesische Medizin) sind häufig nicht so „sanft“ wie sie angepriesen werden. Neben den nicht unerheblichen Kosten bergen diese, meist alternativ oder komplementär zur Schulmedizin eingesetzten Behandlungsverfahren, eigene Risiken und Nebenwirkungen. Eine nachvollziehbare Wirksamkeit dieser Verfahren in der Krebstherapie konnte durch Untersuchungen nicht belegt werden. Der Einsatz von alternativen oder komplementären Behandlungsmethoden sollte, wenn überhaupt, nur nach einer ausführlichen Beratung und Aufklärung erfolgen. Nicht zu vertreten ist das Aufschieben oder gar der Verzicht auf medizinisch angezeigte, sinnvolle Therapiemaßnahmen zugunsten einer „alternativen“ Behandlung.

Wird man Krebs in den nächsten Jahren durch neue Mittel besiegen können?

Eine Wunderpille gegen Krebs ist trotz der in der Presse häufig gemeldeten Erfolge und Durchbrüche leider nicht in Aussicht! Forschungserkenntnisse weisen im Gegenteil darauf hin, dass der Krebsentstehung und dem Verlauf der Erkrankung sehr komplexe Vorgänge zugrunde liegen. Daher sind spektakuläre Fortschritte, so wie sie zum Beispiel mit der Einführung der Antibiotika erreicht wurden, sehr unwahrscheinlich.

Masern

Können Masern für Kinder gefährlich sein?

Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung. Neben der teilweise schweren Beeinträchtigung durch die Erkrankung selbst kann es auch durch das vorübergehend geschwächte Immunsystem bei den Betroffenen zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Todesfälle kommen auch in Deutschland vor. An Masern erkrankte Säuglinge haben ein erhöhtes Risiko, ca. fünf bis zehn Jahre später eine chronisch schleichende Hirnentzündung zu entwickeln, die immer tödlich endet.

Wie können Kinder vor Masern geschützt werden?

Ein nahezu vollständiger Schutz kann mit der von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) für Deutschland empfohlenen zweifachen Impfung gegen Masern (in der Regel in Kombination mit Mumps- und Rötelnimpfung und ggf. Windpockenimpfung) erzielt werden.

Falls Ihr Kind noch nicht gegen Masern geimpft ist bzw. nur eine Erstimpfung erhalten hat, sollten Sie es jetzt impfen lassen, um es zu schützen und eine Weiterverbreitung der Masern zu verhindern. Auch bei einem schon stattgefundenen Kontakt zu einem Masernerkrankten kann der Ausbruch der Erkrankung durch eine Impfung innerhalb von 3 Tagen noch verhindert werden.

Bestehen Gefahren durch die Masernimpfung für Kinder?

Einige Eltern lassen ihre Kinder aus Sorge vor möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen nicht impfen. Komplikationen durch Impfungen sind sehr selten und keineswegs vergleichbar mit den Komplikationsraten nach Masernerkrankungen. Der Verdacht auf langfristige Schäden nach Masernimpfung konnte in umfangreichen Studien nicht bestätigt werden. Im Vergleich mit den schweren und relativ häufigen Komplikationen der Maserninfektion ergibt sich eine eindeutig positive Nutzen-Risiko-Bewertung der Masernimpfung.

Wo kann man sich impfen lassen?

Wenden Sie sich dazu bitte an Ihren Haus- bzw. Kinderarzt. Zusätzlich können Sie auch beim Gesundheitsamt weitere Informationen erhalten, wenn Sie Fragen haben.

Vorsorge

Wie stärkt der Freistaat Gesundheitsförderung und Prävention?

Gesundheitsförderung und Prävention sind Kernanliegen bayerischer Gesundheitspolitik. Es gilt, Bürgerinnen und Bürger bei ihrer Entscheidung für eine gesundheitsförderliche Lebensweise zu unterstützen, gesunde Lebenswelten zu gestalten und die gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern. Diese Ziele schreibt der Bayerische Präventionsplan fest.

Der Bayerische Präventionsplan

Vier zentrale Handlungsfelder legt dieser Plan fest. Es sind das gesunde Aufwachsen in der Familie, in Kindertageseinrichtungen und Schule, Gesundheitskompetenz in der Arbeitswelt und betriebliche Präventionskultur, gesundes Altern im selbstbestimmten Lebensumfeld und – als Querschnittsthema über alle Bereiche hinweg – die gesundheitliche Chancengleichheit.

Zur Unterstützung des Präventionsplans haben sich mehr als 100 maßgebliche Verbände, Einrichtungen und Organisationen in Bayern freiwillig verpflichtet. Als Partner im Bündnis für Prävention tragen sie dazu bei, den Plan mit Leben zu füllen.

Tragfähige Strukturen

Die Ausgangsbasis dafür ist günstig: In vielen Bereichen der Gesellschaft gibt es bereits großes Engagement für die Stärkung der Gesundheit. Wie vielfältig dies ist, zeigen beispielhaft immer wieder die zahlreichen Beiträge zum Wettbewerb um den Bayerischen Präventionspreis.

Zugleich haben wir im Freistaat nachhaltige Strukturen geschaffen: Dazu gehören das Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die Präventionsmanager der sieben bayerischen Regierungsbezirke und das groß angelegte Projekt der Gesundheitsregionen plus.

Im Rahmen der Initiative Gesund.Leben.Bayern. fördern wir seit Jahren wegweisende Modellprojekte für Gesundheitsförderung und Prävention.

Jährliche Schwerpunktthemen lenken die Aufmerksamkeit auf besonders dringliche Fragen, etwa auf Krebserkrankungen, Diabetes mellitus oder die Kindergesundheit.

All diese Maßnahmen tragen auch zur Umsetzung des „Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ („Präventionsgesetz“) auf Landesebene bei.

Wissenschaftliche Arbeiten

Kann das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege fachliche Auskunft bei Bachelor- oder Masterarbeiten geben?

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege kann leider nur sehr begrenzt mit Rat und Tipps zur Verfügung stehen.

Die Wahrung der Chancengleichheit innerhalb der Lerngruppe gebietet es, fachliches Wissen, wissenschaftliche Recherche, Erschließen von Material und Aneignung fachspezifischer Methodenkompetenz in Schule, Ausbildung und Studium selbst zu erwerben und einzuüben. Diese Qualifikationen werden als Einstellungskriterium immer wichtiger.

Eine gründliche Recherche auf unseren Internetseiten wird Ihnen sicherlich bei der Ausarbeitung Ihrer Arbeit weiterhelfen.

Zecken

Wo kann man Infomaterialien zu zeckenübertragenen Krankheiten bestellen?

Wie viele Menschen erkranken jährlich in Bayern an FSME?

Seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetztes 2001 schwanken die gemeldeten FSME-Erkrankungszahlen in Bayern, insgesamt aber wird seit einigen Jahren tendenziell eine Zunahme  beobachtet. Aktuelle Meldezahlen zu Bayern finden Sie auf der Internetseite des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Wie gefährlich sind Zecken?

Die Zecken an sich sind für den Menschen nicht gefährlich. Gefährlich können dagegen die Krankheitserreger sein, die durch den Zeckenstich übertragen werden. Für Bayern relevant sind die durch ein Virus verursachte FSME, die durch ein Bakterium verursachte Lyme-Borreliose und in seltenen Fällen auch die Hasenpest (Tularämie).

Wie kommen die Zecken auf den Menschen?

Die Zecken werden im Vorbeigehen abgestreift oder, was seltener vorkommt, sie krabbeln aktiv auf den Menschen. Die Zecken brauchen auf dem Wirt oft stundenlang, bis sie den richtigen Platz gefunden haben und zustechen.

Lassen sich Zecken von Bäumen fallen?

Nein. Die Zecken halten sich im Gras, insbesondere am Waldrand, auf Lichtungen oder begrasten Waldwegen, im Unterholz und in Büschen bis zur Höhe von etwa 1,5 Metern auf.

Wie kann ich mich vor einem Zeckenstich schützen?

Mit Haut bedeckender, heller Kleidung – darauf sieht man die Zecken besser – Strümpfen und geschlossenem Schuhwerk. Im Wald die Wege benutzen, dichtes Gebüsch oder begraste Bereiche meiden. Einreiben oder Einsprühen unbekleideter Körperstellen mit geeigneten zeckenabweisenden Mitteln.

Nach Aufenthalten im Wald, auf Wiesen und im Gebüsch: Absuchen des Körpers und der Kleidung nach Zecken. Vor allem Körperstellen mit dünner Haut,
wie

  • Haaransatz,
  • Kopfhaut,
  • Ohren
  • Hals und Gelenkbeugen
  • sowie Hände und Füße

kontrollieren.

Kinder nicht vergessen!

Wann ist Zeckensaison?

Hauptsächlich von März bis Oktober. Zecken mögen es angenehm temperiert und feucht. Sie gehen ab ca. 5° C auf Wirtssuche. In milden Wintern haben sie keine Aktivitätspause.

Was tun bei einem Zeckenstich?

Die Zecke soll möglichst bald entfernt werden, da das Risiko einer Infektion mit der Dauer des Saugaktes zunimmt. Die Zecke soll dafür möglichst nah an der Haut mit geeignetem Werkzeug (zum Beispiel spitze Pinzette oder Zeckenkarte) gefasst und langsam herausgezogen werden.

Die Zecke soll nicht mit Substanzen wie

  • Öl
  • Nagellack
  • Alkohol
  • Klebstoff oder Ähnlichem

behandelt werden, da durch solche Manipulationen möglicherweise die Übertragung von Krankheitserregern verstärkt werden könnte.

Was muss man nach einem Zeckenstich beachten?

Die typische erste Manifestation ist das Erythema migrans. Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich entsteht an der Stelle des Zeckenstichs eine scharf abgegrenzte schmerzlose, sich zentrifugal ausbreitende, meist runde Rötung, die im Zentrum oft eine Aufhellung aufweist. Dieses Stadium kann von unspezifischen Allgemeinerscheinungen wie Fieber, Augenbindehautentzündung (Konjunktivitis), Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen begleitet sein.

Die Einstichstelle sollte deshalb mehrere Wochen lang beobachtet werden. Sollten entsprechende Symptome  auftreten, sollte man ärztlichen Rat suchen, da ein Hinweis auf eine Borreliose-Infektion vorliegt. Auch wenn andere Symptome auftreten, sollte bei einem Arztbesuch vorsorglich auf den Zeckenstich hingewiesen werden.

Wie kann ich mich vor den Infektionskrankheiten schützen, die durch Zecken übertragen werden?

Informieren Sie sich zu Schutzmaßnahmen in unserer Broschüre „Infektionsgefahren in freier Natur“. Hier finden Sie auch Wissenswertes zu anderen Krankheitserregern, die in der Natur vorkommen.

Wie wird die Borreliose behandelt?

Durch Bakterien verursachte Erkrankungen können üblicherweise mit Antibiotika therapiert werden, so auch die Borreliose. Wir empfehlen, im Verdachtsfall eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.

Wie viele Personen sterben an Borreliose?

Die Borreliose gilt gemeinhin nicht als tödlich verlaufende Erkrankung. In äußerst seltenen Fällen kann es bei Beteiligung des Herzens (sogenannte Lyme-Karditis) zu Todesfällen kommen.

Kann man gegen Borreliose impfen?

Nein.

Gibt es Risikogebiete für Borreliose?

Nein. Borrelien kommen in Deutschland überall vor, wo es Zecken – am häufigsten in Deutschland ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) – vorkommen. Lokal unterschiedlich sind etwa fünf  bis 35 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert.

Was genau ist Borreliose (Lyme-Borreliose)?

Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, hervorgerufen durch das Schraubenbakterium Borrelia burgdorferi. Nach einem Zeckenstich ist bei den Gestochenen mit einer Erkrankung zu rechnen, wenn die Zecke den Erreger in sich trägt und er beim Stich auch übertragen wird. Die mit Abstand häufigste Erkrankungsform ist die Wanderröte (Erythema migrans). Die Borreliose kann außerordentlich vielgestaltig verlaufen. Beteiligung von Haut, Nervensystem, Herz und Gelenken sind möglich. Eine Behandlung mit Antibiotika ist in der Regel wirksam, je früher desto besser. Ansonsten besteht die Gefahr von bleibenden Schäden.

Wie häufig ist die Borreliose?

Gibt es für das therapeutische Vorgehen zuverlässige Empfehlungen?

Für Empfehlungen zur antibiotischen Therapie bieten Leitlinien von medizinischen Fachgesellschaften zuverlässige Orientierung. Von deutschen Fachgesellschaften gibt es Leitlinien der Neurologen und der Hautärzte, deren Empfehlungen vergleichbar auch in vielen anderen Leitlinien europäischer Länder zu finden sind.

Was genau ist FSME?

FSME bedeutet Frühsommer-Meningoenzephalitis.

Die FSME ist eine Virus-Infektion. Ein Großteil der FSME-Infektionen nach Zeckenstich verlaufen symptomlos, bei ca. 30 Prozent kommt es zu einer Erkrankung: sieben bis 14 Tage nach dem Zeckenstich treten für einige Tage grippeähnliche Symptome auf. Nach einem fieberfreien Intervall kann es bei ca. zehn Prozent der Betroffenen zu einer Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung kommen. Schwere Krankheitsverläufe mit Todesfolge sind selten und werden bei ca. ein Prozent der Erkrankten mit Beteiligung des zentralen Nervensystems beobachtet.

Je älter der Patient ist, umso schwerer ist der Krankheitsverlauf.

Bis zu fünf Prozent der Zecken eines Risikogebietes sind mit dem FSME-Virus infiziert.

Kann man FSME behandeln?

Es gibt keine spezifische Therapie. Man kann nur die Symptome behandeln.

Wer sollte sich in Bayern impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Personen die FSME-Impfung, die sich ständig oder vorübergehend in FSME-Risikogebieten aufhalten bzw. ein berufliches Expositionsrisiko tragen. Gerade bei älteren Menschen verläuft die FSME-Erkrankung oft besonders schwer. Daher sollten sich auch Senioren impfen lassen.

Wie lange dauert es, bis ein vollständiger Impfschutz aufgebaut ist?

Ein zeitlich begrenzter Impfschutz, etwa für Urlauber, benötigt mindestens zwei Impfdosen. Ein länger bestehender Impfschutz jedoch mindestens drei Impfdosen (sog. „Boosterung“.)

Auf jeden Fall dauert es nach einer Impfung zwei Wochen, bis ein Impfschutz aufgebaut ist. Nach der zweiten Impfung kann man von einer Schutzwirkung ausgehen, die etwa 90 Prozent beträgt. Die Angaben der Impfstoffhersteller sollten aber beachtet werden. Der Schutz der vollständigen Grundimmunisierung ist auf drei bis fünf Jahre begrenzt, so dass bei fortbestehendem Infektionsrisiko Auffrischimpfungen notwendig werden.

Wie oft muss geimpft werden?

Drei Impfungen intramuskulär zur Grundimmunisierung.

  • Am Tag 0 die 1. Impfung
  • nach 1 bis 3 Monaten die 2. Impfung und
  • nach 5 bis 12 Monaten die 3. Impfung.

Auffrischung nach drei bis fünf Jahren, abhängig vom Alter.

Ab welchem Alter können Kinder geimpft werden?

Kinder können ab Vollendung des 1. Lebensjahres geimpft werden.

Welche Nebenwirkungen hat die Impfung?

Am häufigsten treten leichte Lokalreaktionen an der Einstichstelle, grippeähnliche Allgemeinreaktionen und allergische Reaktionen auf. Schwere Nebenwirkungen sind selten.

Wie erfährt man, ob der Impfschutz noch ausreichend ist?

Sie sollten Ihr Impfbuch vom Hausarzt oder Gesundheitsamt überprüfen lassen.

Schützt die Impfung noch nach dem Zeckenstich?

Eine sogenannte „postexpositionelle“ Impfung nach dem Stich einer möglicherweise infizierten Zecke ist aufgrund der kurzen Inkubationszeit der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) von sieben bis 14 Tagen in der Regel nicht mehr wirksam.

Ist eine FSME-Reiseimpfung nötig?

Zur Frage nach dem FSME-Risiko bei einer Auslandsreise sollte ggf. eine reisemedizinische Beratung erfolgen. Falls ein Aufenthalt in einem FSME-Endemiegebiet vorgesehen ist und sich ein Expositionsrisiko abzeichnet, ergibt sich eine Impfindikation.

Ist FSME meldepflichtig?

Der direkte und indirekte Erregernachweis wird dem zuständigen Gesundheitsamt gemäß § 7 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes namentlich vom Arzt gemeldet, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.

Welche FSME-Risikogebiete gibt es außerhalb von Bayern?

Die FSME tritt vorwiegend in bestimmten Endemiegebieten auf. Diese liegen in Süddeutschland (Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen, südöstliches Thüringen) und in weiteren Gebieten in Sachsen, in Niedersachsen, in Brandenburg, in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Sachsen-Anhalt sowie in Teilen von Österreich und der Schweiz, in Skandinavien und Osteuropa. In Höhenlagen über 1.000 Meter kommen meist keine Zecken vor.

Welche Gebiete innerhalb Bayerns sind FSME-Risikogebiete?

Sind FSME-Erkrankte ansteckend?

Nein. FSME wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Einziger Überträger der FSME-Viren sind Zecken.

Gibt es außer Zecken noch andere Infektionswege für FSME?

Der Regelfall ist die Übertragung der FSME-Viren durch Zecken. Allerdings gelangt das Virus bei infizierten Tieren, vor allem bei

  •  Ziegen,
  • Schafen,
  • und Kühen

in die Milch und kann vom Menschen dann bei fehlender Pasteurisierung der Milch oder über Rohmilchprodukte (z.B. Ziegenrohmilchkäse) oral aufgenommen werden.

Einzelfälle oder kleinere Gruppenerkrankungen, zum Beispiel beim Urlaub auf dem Bauernhof, können dann die Folge sein. Die klinischen Verläufe der Erkrankten unterscheiden sich nicht von solchen, die durch einen Zeckenstich entstehen.

Zikavirus

Was ist das Zikavirus?

Das Virus wurde 1947 erstmals bei einem Affen einer Forschungsstation im Zikawald in Uganda, Afrika, nachgewiesen und nach dem Ort benannt. Das Virus gehört zu den Arboviren (Akronym für engl. arthropod-borne virus). Die Gruppenzugehörigkeit ergibt sich allein durch den Übertragungsweg durch Arthropoden (Gliederfüßer). Zu der Gruppe gehören auch zum Beispiel das Gelbfieber- oder das FSME-Virus.

Welche Länder sind aktuell vom Zikavirus betroffen?

Derzeit ist das Virus in über 40 Ländern in Mittel- und Südamerika zu finden. Auch im tropischen Afrika, Asien und den Inseln des Pazifischen Ozeans kommen Zikavirus- Infektionen beim Menschen vor. Informieren Sie sich vor Reiseantritt in Ländern, in denen das Zikavirus lokal übertragen wird, über den aktuellen Stand der Infektionen mit dem Virus. Eine aktuelle Liste der in den vergangenen Monaten betroffenen Gebiete ist auf der Website des Europäischen Zentrums für Seuchenprävention (ECDC) abrufbar.

Wie wird das Zikavirus übertragen?

Neben dem Hauptübertragungsweg durch Steckmücken sind die sexuelle Übertragbarkeit des Virus von Mensch zu Mensch und die Übertragung während der Schwangerschaft von Mutter auf Kind möglich.

Wie macht sich eine Infektion beim Menschen bemerkbar?

Eine Zikavirus-Infektion beim Menschen macht sich durch Symptome wie Kopf-, Gelenk-, Muskelschmerzen, Bindehautentzündung, Fieber und Hautausschlag bemerkbar.

Was wird Schwangeren bei Reisen in Gebiete mit dem Zikavirus empfohlen?

Bereits schwangeren Frauen rät das Auswärtige Amt von einer Reise in ausgewiesene Ausbruchsgebiete ab oder, wenn ein Rücktritt der Reise nicht mehr möglich ist, sollte nach Rückkehr ein Gynäkologe konsultiert und informiert werden. Hintergrund ist der mittlerweile belegte Zusammenhang zwischen Häufungen von Kopffehlbildungen mit abnorm kleinem Kopfumfang bei Neugeborenen (sogenannte Mikrozephalien), zum Teil in Verbindung mit neurologischen Symptomen und einer Zikavirusinfektion der Mutter während der Schwangerschaft.

Was wird Reisenden in Gebiete mit dem Zikavirus empfohlen?

Frauen wird empfohlen nach aktueller Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einer neuen Schwangerschaft mindestens sechs Monate nach Rückkehr aus den Ausbruchsgebieten zu warten. Um sexuelle Übertragungen zu verhindern, empfiehlt die WHO generell allen Reisenden, die aus einem Zikavirus-Ausbruchsgebiet zurückkehren, für die Dauer von sechs Monaten geschützten Sex zu praktizieren.

Detaillierte konkrete Empfehlungen für Reisende in die betroffenen Gebiete finden Sie im Merkblatt der Weltgesundheitsorganisation.

Wo findet man weitere Informationen zum Zikavirus?

Wie kann man einer Zikavirus-Infektion vorbeugen?