
Diabetes mellitus ist wahrscheinlich eine der ältesten bekannten Volkskrankheiten. Schon in der Antike war diese Erkrankung bekannt, doch gab es nur sehr einfache Methoden, sie zu erkennen: eine Geruchs- oder Geschmacksprobe des Urins. Denn der Harn von Menschen mit Diabetes mellitus roch beziehungsweise schmeckte süßlich. Daher auch der Name Diabetes mellitus – er bedeutet „honigsüßer Durchfluss“.
Diabetes bewegt mich, weil viele Menschen diese Krankheit vermeiden oder als Betroffene zumindest günstig beeinflussen können. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern wollen wir aus verschiedenen Perspektiven über die Krankheit Diabetes mellitus informieren und die bayerische Bevölkerung bei der Entscheidung für eine gesunde Lebensweise unterstützen. Denn wer gesund lebt, steigert die eigene Lebensqualität, senkt sein persönliches Diabetesrisiko und verbessert aktiv die Behandlungsmöglichkeiten.
Diabetes mellitus: wenn der Stoffwechsel streikt
Zentrales Merkmal der Erkrankung ist ein Mangel an Insulin oder dessen unzureichende Wirksamkeit. Dieses Stoffwechselhormon wird in den Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse produziert und ist für die Senkung des Zuckergehalts im Blut verantwortlich.
Wenn es zu einem Insulinmangel kommt, werden Kohlenhydrate (Zucker) aus der Nahrung nicht normal verwertet und der Blutzuckerspiegel steigt übermäßig an. Auf Dauer schädigt das vor allem Blutgefäße und Nerven.
Folgen
Die häufigsten Folgen des Diabetes mellitus sind Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, Erkrankungen der Nieren und Augen sowie Durchblutungsstörungen an den Beinen, die im schlimmsten Fall zu einer Amputation führen können.
Warum Volkskrankheit Diabetes mellitus?
Heute ist allein in Bayern bei über einer Million Menschen ein Diabetes mellitus bereits bekannt. Bis zu 200.000 weitere Menschen im Freistaat leiden an der Erkrankung und wissen es zum Beispiel aufgrund noch fehlender Beschwerden noch nicht. Weltweit hat sich die Zahl der Erkrankten in den letzten 30 Jahren verdoppelt. Bis 2040 rechnen Fachleute mit einer weiteren Zunahme der Erkrankungen um 20 Prozent.
Deswegen ist es wichtig, Diabetes mellitus frühzeitig zu erkennen und damit auch den Folgekrankheiten vorzubeugen. Darüber hinaus kann jeder Mensch durch einfache Maßnahmen wie ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung sein Erkrankungsrisiko an der häufigsten Erkrankungsform, dem sogenannten Diabetes mellitus Typ 2, senken.
Erkrankungsformen
Beim Diabetes mellitus unterscheidet man mehrere Erkrankungsformen. Die beiden wichtigsten sind der Diabetes mellitus Typ 1 und der Typ-2-Diabetes.
Typ-1-Diabetes
Beim Typ-1-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse kein oder zu nur unzureichend Insulin. Schuld daran ist ein Autoimmunprozess: Das Immunsystem stößt die körpereigenen insulinbildenden Zellen ab. Die Folge ist ein „absoluter Mangel“ des Hormons.
Bei der Entstehung der Erkrankung spielen auch genetische Faktoren eine Rolle. Nur 5 bis 10 Prozent aller Erkrankungen entfallen auf den Typ-1-Diabetes. Auftreten kann diese Erkrankungsform schon in der Kindheit und Jugend. Diese Diabetesform erfordert eine lebenslange Insulinersatztherapie unter ärztlicher Kontrolle.
Typ-2-Diabetes
Der Typ-2-Diabetes ist am weitesten verbreitet und tritt überwiegend bei Erwachsenen auf. Bei dieser Form der Erkrankung ist zwar Insulin vorhanden, es wirkt aber nur eingeschränkt. Daher spricht man von „relativem Insulinmangel“. Ursachen sind sowohl genetische Faktoren als auch der persönliche Lebensstil. Eine besondere Rolle spielen Bewegungsmangel, starkes Übergewicht und das Rauchen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass auch Stress, chronische Schlafstörungen, Fleischkonsum und Vorerkrankungen wie Depressionen bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes von Bedeutung sein können. Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung kann den Krankheitsverlauf bei einem bereits diagnostizierten Typ-2-Diabetes positiv beeinflussen.
Schwangerschaftsdiabetes
Eine besondere Erkrankungsform ist der Schwangerschaftsdiabetes, der bei etwa jeder 20. Schwangeren diagnostiziert wird. Bei den meisten betroffenen Frauen verschwinden die auffälligen Blutzuckerwerte nach der Schwangerschaft aber wieder. Das Risiko der Frauen, nach der Schwangerschaft auch später einen Diabetes mellitus zu entwickeln, ist allerdings erhöht.
Vorsorge
Das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken, kann mit einer gesundheitsförderlichen Lebensweise merklich gesenkt werden. Eine ausgewogene, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, der Verzicht aufs Rauchen und der Abbau von Übergewicht können vor Typ-2-Diabetes schützen. Deshalb setzt sich das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege nicht zuletzt mit dem Bayerischen Präventionsplan konsequent für einen gesunden Lebensstil ein.
Daten und Fakten aus dem Bayerischen Diabetesbericht 2014
„Diabetes bewegt uns!“ – Jahresschwerpunkt 2014 des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege
Der Jahresschwerpunkt des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege hat sich 2014 ganz dem Diabetes mellitus gewidmet. Unter dem Motto „Diabetes bewegt uns!“ fanden mit etwa 130 Partnern aus dem Gesundheitswesen, der Politik, der Wirtschaft und dem Sport in ganz Bayern mehr als 500 Veranstaltungen rund um diese häufige Volkskrankheit statt.
Zum Auftakt des Jahresschwerpunkts hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml am 16. Mai 2014 in Nürnberg den Bayerischen Diabetesbericht vorgestellt, der umfassend auf Risikofaktoren hinweist. Darüber hinaus gibt der Bayerische Diabetesbericht einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung sowie zu zahlreichen Unterstützungsangeboten für Betroffene.
Zu den zentralen Veranstaltungen des Jahresschwerpunkts „Diabetes bewegt uns!“ gehörten der Tag der offenen Tür am 5. Juli 2014 in der Bayerischen Staatskanzlei und ein Aktionstag am 12. Juli 2014 auf dem Odeonsplatz in München.


Projekte
Darüber hinaus wurden verschiedene Projekte auf den Weg gebracht, zum Beispiel die im Rahmen der Initiative Gesund.Leben.Bayern. geförderten Modellvorhaben „GeliS – Gesund leben in der Schwangerschaft“ und „FR1DA – Typ 1 Diabetes: Früh erkennen – Früh gut behandeln“, ein bayernweites Projekt des HelmholtzZentrums München zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes im Kindesalter.
Die „Freder1k“-Studie testet Kinder auf ein erhöhtes Risiko für Typ-1-Diabetes.
Aus dem BayerischenPräventionsplan
„Analog zu anderen modernen Industriegesellschaften wird die größte Krankheitslast in Bayern durch die sogenannten Zivilisations- oder Volkskrankheiten verursacht. Hierzu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Atemwegsleiden, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus, psychische Störungen und Suchterkrankungen. Da diese Krankheiten durch ähnliche Risikofaktoren begünstigt werden, besteht in deren Vermeidung bzw. Verringerung ein großes Potential zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung.“