
Sucht hat viele Formen und viele Ursachen. Wissenschaftler unterscheiden sogenannte stoffgebundene Süchte, also die Abhängigkeit von Substanzen wie Alkohol, Tabak, Medikamenten oder illegalen Drogen, und nicht-stoffgebundene Süchte, zu denen Ess-Störungen oder die Glückspielsucht gehören. In jüngster Zeit wird auch der übermäßige Konsum neuer Medien als „Internetsucht“ oder „Online-Sucht“ diskutiert. Definierte Krankheitsbilder gibt es hier aber noch nicht.
Wie eine Sucht entsteht
Eine Sucht entwickelt sich nicht plötzlich. Sie entsteht über einen längeren Zeitraum, in dem ein anfangs schädlicher Gebrauch in einen Missbrauch übergeht, den Betroffene nicht mehr kontrollieren können. Sie unterliegen einer Art Zwang, einem „Nicht-mehr-aufhören-Können“, bei dem immer größere Mengen des Suchtmittels nötig werden, um die erwünschte Wirkung zu erreichen. Und trotz des Wissens um die Risiken kann der Konsum aus eigener Kraft oft nicht beendet werden. Die Folgen können lebensbedrohlich sein.
Den bestmöglichen Schutz vor süchtigen Entwicklungen zu schaffen, ist Ziel der der Bayerischen Staatsregierung. Auch in Zukunft setzen wir auf starke und zeitgemäße Prävention, konsequente Rechtsanwendung sowie der Ausbau und die Vernetzung der Suchthilfe.
Vorbeugung
Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege entwickelt und fördert Maßnahmen der Suchtprävention in Bayern. Dabei arbeitet es eng mit dem Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und anderen Einrichtungen zusammen.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Schutz von Kindern und Jugendlichen. Neben der Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen, die landesweit immer wieder vor Ort überprüft wird, sind die Einschränkung der Verfügbarkeit legaler Suchtmittel und eine gezielte Aufklärung über die Risiken wichtig.
Ebenso wichtig ist es aber, dass junge Menschen zu starken, selbstbewussten Persönlichkeiten heranwachsen, die Suchtmitteln und ihren Versuchungen widerstehen können. Dazu tragen Sicherheit und Geborgenheit in der Familie bei, das Sich-angenommen-Fühlen in Kindertageseinrichtungen und Schule und – mit zunehmendem Alter immer wichtiger – gute Freundinnen und Freunde. Unterstützung für die Persönlichkeitsentwicklung bieten große Programme, die in Bayern entwickelt wurden und inzwischen weit über die Grenzen des Freistaats eingesetzt werden, wie etwa „FREUNDE“ und „Papilio“ für Kindergartenkinder oder die „KLASSE2000“ für die Grundschule.
Dass sich die Anstrengungen für die Suchtprävention lohnen, zeigen aktuelle Entwicklungen: In den letzten Jahren sind der regelmäßige Alkoholkonsum und der Cannabiskonsum bei Jugendlichen langsam, aber kontinuierlich zurückgegangen, das Rauchen unter 12- bis 17-Jährigen ist so selten wie noch nie seit den 1970er Jahren. Diese positiven Entwicklungen ins Erwachsenenalter weiterzutragen, ist eine große Herausforderung.
Konsequente Verfolgung illegaler Suchtmittel
Bayern wendet sich gegen einen falsch verstandenen Liberalismus im Umgang mit illegalen Suchtmitteln. Das gilt vor allem im Hinblick auf das abnehmende Unrechtsbewusstsein beim Konsum von Cannabis. Aber auch den sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen, die bislang nicht unter das internationale Drogenrecht fallen, gilt ein besonderes Augenmerk.
Die Erfahrungen zeigen, dass neben den Angeboten der Vorbeugung Repression unverzichtbar ist, um die Verfügbarkeit illegaler Suchtmittel einzuschränken. Ziel der Maßnahmen von Polizei und Justiz ist es, den Zugang zu Drogen zu erschweren, um insbesondere jungen Menschen keinen Kontakt mit illegalen Drogen und der Drogenszene zu ermöglichen. Kriminelle Begleiterscheinungen illegalen Drogenkonsums werden konsequent und hart verfolgt.
Beratung und Hilfe
Wer suchtgefährdet oder suchtkrank ist, braucht Hilfe. Alleine ist der Weg aus der Sucht oft nicht zu schaffen. In Bayern gibt es ein dichtes Netz von Einrichtungen, die Unterstützung bieten. Die wichtigsten Kontaktadressen in allen Regierungsbezirken hat die Koordinierungsstelle der Bayerischen Suchthilfe zusammengestellt.
Kernstück sind die rund 180 ambulanten Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtgefährdete und Suchtkranke. Sie arbeiten mit den angrenzenden Hilfesystemen der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie der Jugendhilfe zusammen.
Ziel ist es, jedem Betroffenen den Ausstieg aus der Sucht zu ermöglichen. Kann das nicht unmittelbar erreicht werden, gibt es gezielte Hilfen, um einen größtmöglichen Grad an eigenständiger Lebensführung und die Integration in die Gesellschaft zu erreichen.