Altersmedizin
Der ältere Mensch braucht eigene Strukturen für seine medizinisch adäquate Versorgung – angepasst an seine speziellen Bedürfnisse. Informieren Sie sich über altersmedizinische Versorgungsangebote in Bayern und über Maßnahmen des Bayerischen Gesundheitsministeriums zur Weiterentwicklung dieser Strukturen.
Fortschritte der modernen Medizin haben dazu beigetragen, dass die Menschen in den westlichen Industrienationen immer älter werden. Darüber hinaus zeigen Bevölkerungsvorausberechnungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik eindrücklich einen zukünftigen Wandel der Altersstruktur im Freistaat Bayern. So muss davon ausgegangen werden, dass im Vergleich zum Jahr 2021 bis zum Jahr 2041 die Bevölkerung in Bayern um insgesamt 5,4 Prozent zunimmt. Betrachtet man aber die potentiell für die geriatrische Versorgung relevante Gruppe der 75-Jährigen und Älteren, so besagen die Prognosen, dass diese Bevölkerungsgruppe bis zum Jahr 2041 weit überproportional um etwa 38,3 Prozent zunehmen wird. Die Altersmedizin gewinnt dadurch im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung.
Je älter der Mensch wird, desto größer ist sein Risiko, an mehreren chronischen Erkrankungen zu leiden, die in ihrer Gesamtheit einen hohen und komplexen Versorgungsaufwand begründen können. Daneben steigt das Risiko, akut schwer zu erkranken. Lebensqualität und Selbständigkeit können dadurch beeinträchtigt und zunehmend gemindert werden. Hier setzt die Geriatrie an. Ihr Ziel ist es, älteren und alten Menschen eine möglichst hohe Lebensqualität und Selbstständigkeit zu erhalten, auch dann noch wenn körperliche und / oder geistige Fähigkeiten nachlassen. Die Geriatrie steht deshalb seit langem im Fokus der bayerischen Gesundheitspolitik.
Was bedeutet Geriatrie eigentlich?
Unter Geriatrie versteht man die Altersmedizin oder auch Altersheilkunde. Es ist der Zweig der Medizin, der sich mit der Diagnose und Therapie älterer kranker Menschen befasst. Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass ältere Menschen häufig an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden und zudem gebrechlich sein können. Die Geriatrie verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz und so steht nicht nur die Behandlung aktueller Beschwerden im Mittelpunkt. Der geriatrische Blick richtet sich auf die vielen unterschiedlichen Facetten des alternden Menschen – gesundheitlich, sozial, psychologisch sowie funktional. Auch die An- und Zugehörigen werden mit einbezogen. In der Altersmedizin arbeiten deshalb die verschiedenen Berufsgruppen aus dem ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Bereich eng zusammen. Ziel ist dabei die Förderung der Autonomie und die Verbesserung des funktionellen Status und der Lebensqualität. Neben der Versorgung im Krankenhaus und in den Rehabilitationseinrichtungen bilden die betreuenden Hausärztinnen und Hausärzte eine wichtige Säule, welche die geriatrische Versorgung im ambulanten Sektor sicherstellt.

Geriatrische Versorgungsangebote
Akutgeriatrie
Unter Akutgeriatrie versteht man die Versorgung älterer Menschen im Krankenhaus. Die Behandlung umfasst dabei neben den körperlichen auch die geistigen, funktionalen und sozialen Aspekte. Der Grund für eine solche Behandlung kann ein Schlaganfall, eine Lungenentzündung oder ein Knochenbruch sein. Dabei wird ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Patientinnen und Patienten oftmals noch zusätzlich an alterstypischen chronischen Erkrankungen leiden.
Zur Sicherstellung einer akutgeriatrischen Versorgung auf höchstem Niveau hat der Bayerische Krankenhausplanungsausschuss am 23. November 2009 das Fachprogramm Akutgeriatrie verabschiedet. Damit verfügt der Freistaat Bayern als einziges Bundesland über ein solches Fachprogramm. In diesem sind strenge Qualitätskriterien im Bereich der Struktur-, Prozess und Ergebnisqualität definiert.
Betrachtet man die Entwicklung seit Beginn des Fachprogramms im Jahr 2009, so fällt auf, dass sowohl die Anzahl der Akutgeriatrien als auch die Anzahl der Betten in Bayern von Jahr zu Jahr stetig zunehmen. Inzwischen bilden über einhundert akutgeriatrische Abteilungen mit insgesamt knapp 3.000 Betten ein tragfähiges Netz, um eine bedarfsgerechte wohnortnahe Versorgung geriatrischer Patientinnen und Patienten im gesamten Freistaat sicherzustellen.
Das Fachprogramm Akutgeriatrie finden Sie im Bayerischen Krankenhausplan.
Geriatrische Rehabilitation
Eine geriatrische Rehabilitation kann sich an eine Akutbehandlung im Krankenhaus anschließen. Aber auch Hausärztinnen und Hausärzte und niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte können eine geriatrische Rehabilitationsmaßnahme verordnen. Das Hauptziel der geriatrischen Rehabilitation ist, die Selbstständigkeit zu erhalten oder wiederzugewinnen und somit eine drohende Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zumindest abzumildern.
Bayernweit gibt es zusammen über 3.000 stationäre geriatrische Reha-Betten. Neben den stationären Rehabilitationen, bei welchen die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden für mehrere Wochen in der Einrichtung verbleiben, gibt es auch die Angebote einer ambulanten und darüber hinaus einer mobilen geriatrischen Rehabilitation (MoGeRe). Während bei der klassischen ambulanten geriatrischen Rehabilitation den Patientinnen und Patienten tagsüber das volle therapeutische Spektrum einer Rehabilitationsklinik zur Verfügung steht, sucht bei der MoGeRe ein interdisziplinäres Team die Patientinnen und Patienten in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung auf und erbringt dort alle notwendigen Rehabilitationsleistungen.
Für den Bereich der Rehabilitation besteht aber, anders als bei der Krankenhausplanung, für die Bundesländer kein gesetzlicher Auftrag der Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung. Die Rehabilitationseinrichtungen schließen jede für sich direkt mit den Kostenträgern Versorgungsverträge ab.

Mobile geriatrische Rehabilitation (MoGeRe)
Die mobile geriatrische Rehabilitation (MoGeRe) ist eine im Jahr 2007 entstandene Versorgungsstruktur und eine Besonderheit im ambulanten Bereich der Geriatrie.
Das sogenannte MoGeRe-Team sucht Patientinnen und Patienten in ihrer häuslichen Umgebung auf, zum Beispiel in der Wohnung oder im Seniorenheim, und erbringt dort die Leistung der medizinischen Rehabilitation.
MoGeRe-Teams setzen sich aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachkräften sowie rehabilitativ geschulten Therapeutinnen und Therapeuten und Fachkräften (zum Beispiel Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen und Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberatern) zusammen.
Diese Form der Rehabilitation richtet sich an multimorbide Patientinnen und Patienten mit erheblichen funktionellen Beeinträchtigungen und mit einem komplexen Hilfebedarf. Das sind zum Beispiel Patientinnen und Patienten mit starken kognitiven Einschränkungen (zum Beispiel Demenz). Die vertraute Umgebung spielt eine wichtige Rolle bei der Rehabilitation und beeinflusst diese positiv.
Die mobile geriatrische Rehabilitation muss ärztlich verordnet und von der Krankenkasse genehmigt sein.
Förderung des Gesundheitsministeriums
Um den Aufbau der mobilen geriatrischen Rehabilitation in Bayern zu beschleunigen, fördert das Gesundheitsministerium die Anfangsphase der MoGeRe-Teams mit bis zu 25.000 Euro pro Team.
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Rechtsgrundlagen

Pflege-SOS-Hotline
Die Anlaufstelle Pflege-SOS Bayern hilft vor allem bei Beschwerden zur pflegerischen Versorgung in stationären Einrichtungen.