Presse­mitteilung

Holetschek: Bayerische Daten des SARS-CoV-2-Abwassermonitorings ab sofort online abrufbar – Bayerns Gesundheitsminister: Freistaat vorbildlich aufgestellt

Bayern erweitert die Informationsplattform zur virologischen Überwachung des Infektionsgeschehens. So können im Rahmen des Verbundprojekts Bay-VOC ab sofort die Untersuchungsergebnisse des Corona-Abwassermonitorings von derzeit 20 bayerischen Standorten online eingesehen werden (Stand Donnerstag, 9.2.2023, 12.00 Uhr). Darauf hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Freitag in München hingewiesen.

Holetschek betonte: „Wir haben in Bayern im vergangenen Jahr zusammen mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ein umfassendes Monitoring des Infektionsgeschehens und eine starke virologische Überwachung etabliert, die auf drei Säulen steht. Mit dem Abwassermonitoring, der Erfassung von Atemwegserkrankungen in Arztpraxen und den SARS-CoV-2-Infektionsdaten des Verbundprojekts Bay-VOC, in dem die bayerische Universitätsmedizin und das LGL zusammenarbeiten, haben wir in kurzer Zeit viel erreicht – und dafür mehr als zwölf Millionen Euro investiert. Das hilft uns nicht nur, neue Corona-Infektionswellen frühzeitig zu erkennen, sondern auch im Umgang mit anderen Viren.“

Der Minister fügte hinzu: „Für unser Abwassermonitoring nutzen wir mittlerweile Abwasserdaten aus allen Regierungsbezirken Bayerns. Damit stehen wir im Bundesvergleich mit an der Spitze.“

Das Abwassermonitoring ergänzt die etablierten Kennzahlen des Pandemiemonitorings und liefert damit zusätzliche Erkenntnisse zur Entwicklung des Infektionsgeschehens. Prof. Dr. med. Caroline Herr, Mitglied der Amtsleitung am LGL, erläuterte: „Grundsätzlich lassen sich von infizierten Menschen ausgeschiedene Genfragmente von SARS-CoV-2 im Abwasser molekularbiologisch nachweisen und bis zu einem gewissen Grad in ihrer Menge bestimmen. Die Beprobung einzelner Standorte über einen längeren Zeitraum kann damit Hinweise auf Entwicklungen des dortigen Infektionsgeschehens und Informationen über das Vorkommen bestimmter Virusvarianten liefern.“

Mit dem neuen Online-Dashboard können ab sofort auch die Bürgerinnen und Bürger das Vorkommen des Coronavirus SARS-CoV-2 im Abwasser einsehen: Klickt man auf einen der Standorte in der Karte zeigt eine Heatmap den jeweiligen Trend der SARS-CoV-2-Viruslast im Abwasser und für einige Standorte auch das Verhältnis der im Abwasser zirkulierenden SARS-CoV-2-Virusvarianten.

Aktuell werden die Laborergebnisse aus Altötting, Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Piding, Teisendorf, Freilassing, Ebersberg, München, Grafing, Passau, Straubing, Weiden, Bayreuth, Hof, Erlangen, Nürnberg, Schweinfurt, Augsburg, Stadtbergen und Königsbrunn visuell dargestellt. Die Beprobung der Standorte erfolgt zweimal in der Woche, die Abwassermonitoring-Karte wird einmal wöchentlich aktualisiert.

Die interaktive Karte des Abwassermonitorings wird sukzessive um Daten weiterer bayerischer Standorte erweitert. Holetschek betonte: „Unser Ziel ist es, bis Mitte des Jahres 2023 das Netz der Probenentnahmestellen in Bayern noch enger zu knüpfen und weitere Daten online zur Verfügung zu stellen, sodass ein repräsentativer Überblick möglich ist. “

Auch Prof.  Herr sieht im Abwassermonitoring Potenzial jenseits der Corona-Pandemie. Sie betonte: „Bereits jetzt ist das Abwassermonitoring neben den Hospitalisierungszahlen, der 7-Tage-Inzidenz und den Sentinel-Erhebungen zur Erfassung von Infektionserkrankungen ein Parameter zur Bewertung der Pandemie. Wenn das Verfahren weiter ausgebaut und etabliert ist, könnte sogar eine Ausweitung der Untersuchungen auf andere Infektionserreger in Betracht gezogen werden. Virus-Vorkommen in der Bevölkerung könnten so losgelöst von der direkten Testung infizierter Personen ermittelt werden“.   

Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler, Sprecher des Bay-VOC-Netzwerks, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), ergänzte: „Der Aufbau eines landesweiten Abwassermonitorings ist wichtig zur Stärkung der dritten Säule eines Frühwarnsystems für Infektionskrankheiten in Bayern. Gemeinsam mit der syndromischen Surveillance, also der Charakterisierung der ursächlichen Infektionserreger bei Menschen mit Atemwegsinfektionen in den knapp 200 Sentinelpraxen im Freistaat und der Überwachung der SARS-CoV-2-Infektionen und Varianten bei Patientinnen und Patienten in den Universitätskliniken ergibt sich ein vielschichtiges Überwachungssystem. So kann man frühzeitig und angemessen auf Veränderungen reagieren.“  

Die Online-Darstellung des Abwassermonitorings wurde von Bay-VOC initiiert, dem bayerischen Netzwerk zur Beobachtung und Erfassung besorgniserregender Virusvarianten („Variants of Concern“, VOC), das mit Beschluss des Ministerrats im Februar 2021 ins Leben gerufen worden war und seither eine wichtige Rolle in der Überwachung der Corona-Pandemie spielt.

Prof. Dr. Jörg Drewes, Technische Universität München (TUM), fügte hinzu: „Mit dem breitgefächerten Abwassermonitoring in Bayern gehen wir einen neuen Weg, in dem wir auch Umweltdaten einbeziehen, um zusätzliche Informationen über die öffentliche Gesundheitslage zu erhalten.“

Wichtige Daten zur Entwicklung des Coronavirus SARS-CoV-2 finden Sie unter www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/coronavirus/.