Presse­mitteilung

Holetschek setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege ein – Start der Gesprächsreihe zum zehnjährigen Jubiläum des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege in München

Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte ein. Holetschek betonte am Montag in München zum Start der Gesprächsreihe zum zehnjährigen Jubiläum des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege: „Um gute Pflege auch künftig leisten zu können, muss dieser wichtige Beruf attraktiver werden. Denn dann können wir mehr Menschen für diese Aufgabe gewinnen. Für dieses Ziel setze ich mich auch energisch bei der Bundesregierung ein.“

Holetschek forderte erneut steuerfreie Gehaltsbestandteile für Pflegekräfte. Der Minister erläuterte: „Die Steuerfreiheit für Zulagen muss ausgeweitet werden. Erforderlich sind zudem flächendeckend verlässliche Arbeitszeiten durch Springerkonzepte und deren unbürokratische Umsetzung. Vereinbarkeit von Job und Familie darf kein Lippenbekenntnis sein: Pflegekräfte brauchen verlässliche Dienstpläne und Erholungszeiten.“

Holetschek fügte hinzu: „Außerdem muss gegen die Zunahme von Leiharbeit in der Pflege vorgegangen werden. Bayern hat hier eine entsprechende Bundesratsinitiative eingebracht. Es darf nicht sein, dass jemand aus einer Leiharbeitsfirma bessere Arbeitszeitmodelle hat als jemand, der fest in einer Einrichtung arbeitet. Wir in Bayern fördern deswegen ein Modellprojekt mit bis zu 7,5 Millionen Euro, das Springerkonzepte in der Langzeitpflege erprobt.“

Das bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium wurde im Oktober 2013 als eigenständiges Ressort gegründet. Zuvor waren die Bereiche Gesundheit und Pflege im damaligen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und Staatsministerium für Arbeit und Soziales angesiedelt. Die Auftaktveranstaltung der dreiteiligen Gesprächsreihe „10 Jahre StMGP – Eine Geschichte der Zukunft: Perspektiven für das Gesundheitswesen“ fand am 25. September 2023 zum Thema „Vom brennenden Herzen zum denkenden Kopf? – Die Pflegeprofession im Wandel“ statt.

Holetschek warnte: „Wenn wir jetzt nicht die Arbeitsbedingungen verbessern und mehr Menschen für den Pflegeberuf begeistern, wird das System kollabieren. Hier sind Bund, Länder, Kommunen, Träger und Verbände gemeinsam gefordert. Deshalb fordere ich auch einen Pakt für die Pflege. Insgesamt muss die Bundesregierung endlich für eine echte Pflegereform sorgen.“

Das Podium der Auftaktveranstaltung am Montagabend setzte sich aus hochkarätigen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Pflege zusammen. Minister Holetschek diskutierte gemeinsam mit Prof. Armin Nassehi, Inhaber des Lehrstuhls I für Soziologie an der LMU München, und Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB). Moderiert wurde die Veranstaltung von der Fernsehjournalistin Eva Grünbauer.

Zu den steigenden Anforderungen an die Pflegekräfte sagte VdPB-Präsident Sigl-Lehner: „Pflegefachpersonen bewältigen ihre beruflichen Herausforderungen schon sehr lange nicht mehr nur mit einem ‚brennenden Herzen‘, sondern mit einer hohen professionellen Fachkompetenz, die sie in einer anspruchsvollen beruflichen oder akademischen Ausbildung erwerben. Damit sind sie prinzipiell bestens gerüstet, auch mit komplexeren Pflegesituationen wie beispielsweise multimorbiden Erkrankungen der Pflegebedürftigen entsprechend umzugehen.“ Er ergänzte: „Die Vorbehaltsaufgaben, die seit 2020 im Pflegeberufegesetz definiert sind, sind ein weiterer ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem dringend notwendigen Paradigmenwechsel, der Pflege als Profession anerkennt und nicht mehr nur als – überspitzt formuliert – ‚Arztassistenz mit Helfersyndrom‘. Wenn also die Profession Pflege in der Praxis ihre Kompetenzen einsetzen kann und wirklich wirksam werden darf und gleichzeitig echte Verbesserungen der Rahmenbedingungen stattfinden – denn hier drückt der Schuh am meisten –, wird dies die Attraktivität unseres Berufs deutlich steigern und gleichzeitig einen elementaren Beitrag zur Lösung der jetzigen Probleme leisten.“

Holetschek verwies darauf, dass auf die steigenden Anforderungen im Pflegeberuf bereits mit der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung im Jahr 2020 reagiert wurde. Der Minister erläuterte: „Sie qualifiziert Auszubildende für die selbstständige, ganzheitlich angelegte Pflege von Menschen aller Altersstufen und in allen Versorgungsbereichen. Klar ist auch: Wir müssen hier natürlich auch den Stand der Umsetzung hinterfragen.“

Zur Rolle der Gesellschaft bei der Entwicklung der Pflegeprofession sagte der Forscher und Soziologe Prof. Nassehi: „Pflege ist nicht nur sachlich und fachlich sehr voraussetzungsreich, sondern auch im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Bedeutung. Von der Attraktivität des Berufs – finanziell, im Hinblick auf Professionalisierung und Arbeitsbelastung und im Hinblick auf den Fachkräftemangel – hängt sehr viel für eine demographisch herausgeforderte Gesellschaft ab. Die Pandemie hat gezeigt, wie sehr manche Strukturen ‚auf Kante‘ gebaut sind.“

Die nächsten beiden Veranstaltungen der Gesprächsreihe zum zehnjährigen StMGP-Jubiläum finden am 23. Oktober und 27. November zu weiteren Themen aus den Bereichen Gesundheit und Pflege in München statt.